Donnerstag, 16. Mai 2013

Vom Leben im Paradox. Michael Wolffsohn zum 66. Geburtstag

Im Münchner Spatenhaus begrüßt man ihn mit Freude und sichtbarem Respekt und rückt ihm den Stuhl zurecht: Hier und heute Abend sitzt Michael Wolffsohn bequem. Normalerweise hält er sich eher zwischen den Stühlen auf, das ist weniger angenehm, erst recht, wenn man eine derart schmale Silhouette hat. Und doch balanciert er dort seit Jahren. Es gibt viele, die ihn dafür bewundern. Es gibt weit mehr, die ihn dafür hassen.
Wer ihn persönlich erlebt, versteht die Abneigung nicht: Der Herr Professor ist kein akademischer Langweiler, sondern ein weltgewandter und feinfühliger Citoyen mit Charme und Humor. Außerdem sieht er verdammt gut aus. Und er gibt sich, ganz wie seine Frau Rita, keineswegs so erwachsen, wie es sich angeblich gehört, wenn man schon 65 und seit einigen Monaten emeritiert ist. Der Abend ist heiter. Kaum eine Frage bleibt offen. Nur eine: Wie schafft es so jemand, sich mit beinahe allen anzulegen, die nicht nur in Deutschland eine öffentliche Rolle spielen?
Dass die Rechtsradikalen ihn nicht lieben – geschenkt. Dort mag man in alter Tradition keine Juden, und vor allem keine, die, als Professor an der Bundeswehruniversität in München, deutsche Offiziere mit Zionismus infizieren oder sonstwie verderben könnten. Der rechte Hass lässt sich von medialem Jagdgeschmetter befeuern, kulminiert immer wieder in antisemitischen Morddrohungen und beschert der Familie Wolffsohn in ihrem Münchner Haus seit Jahren Polizeischutz.
Das müsste die Linke auf seine Seite bringen? Ganz im Gegenteil. Einmal deshalb, weil Wolffsohn nunmal kein Linker ist. Als er 1970 zum 1967 unterbrochenen Studium an die Berliner Freie Universität zurückkehrte, erlebte er Mao-Bibel schwenkende Studenten, die den eminenten Politikwissenschaftler Richard Löwenthal, den 1935 vor den Nazis geflohenen Juden, einst Kommunist, später Sozialdemokrat, als Nazi beschimpften. Wolffsohn aber wollte studieren und nicht über Maos Kulturrevolution diskutieren. Irgendwann schloss er sich wie Löwenthal und Fraenkel der „Notgemeinschaft für eine freie Universität“ und dem „Bund Freiheit der Wissenschaft“ an. Dort lernte er Rita Braun-Feldweg kennen, die beiden sind seit 1975 verheiratet. Er dunkel, sie blond, beide schmal und schnell und scharfzüngig. Eine tiefe Beziehung, man sieht und hört das.
Ach, die Linke und Richard Löwenthal: auch das so ein Missverständnis, das man heute kaum noch nachvollziehen kann. Was war an Löwenthal und Fraenkel reaktionär, den jüdischen Linksliberalen, antitotalitär aus Erfahrung mit Nationalsozialismus und Kommunismus zugleich? Und was attraktiv an den studentischen Ideologen, diesen Sektierern der 70er Jahre, die alles niederbrüllten, was nicht ihrer Meinung war? Doch damals war klar: wer zum „Bund Freiheit der Wissenschaft“ hielt, war rechter als rechts. Dabei war doch nur der linke Verstand bei vielen besonders kurz.
Und dann auch noch das: der Streber Wolffsohn hatte gedient, freiwillig, drei Jahre lang. Nicht in der Bundeswehr, immerhin – damals bevorzugten viele Studenten Berlin, weil ein Wohnsitz dort ihnen den Wehrdienst ersparte. Dafür aber in der israelischen Armee, zu einer Zeit, als man dort jeden Mann brauchte: nach dem Sechstagekrieg 1967, als Ägypten den Israelis einen Zermürbungskrieg am Suezkanal lieferte. Doch während Wolffsohn der Sache Israels diente, jubelte einer wie Joschka Fischer im Oktober 1969 auf einem Palästina-Solidaritätskongress in Algier Jassir Arafat zu, der den „Endsieg“ über Israel anstrebte. Das beschreibt in etwa die Spannweite der Gegensätze. Der Antizionismus in der studentischen Linken war, wie wir heute wissen, weit übler als eine lässliche Jugendsünde.

Es liegt nicht am Wein, dass das Bild immer verworrener wird. Wer war, wer ist Michael Wolffsohn in den Augen der Öffentlichkeit? Ein Zionist, glauben einige, andere meinen, als Jude könne er kein richtiger Deutscher sein. Irgendwie. Aber womöglich ist er gar ein Nazi? Irgendwie wohl auch. Hatte ihn nicht Ignatz Bubis 1992 als „Vorzeige-Juden der deutschen Rechtsradikalen“ bezeichnet? Dann durfte einer wie Friedrich Küppersbusch das auch, der 1995 in einer gottlob längst vergessenen WDR-Fernsehsendung namens „ZAK“ das Konterfei Wolffsohns mitten ins Hakenkreuz der Reichskriegsflagge montierte, gegengeblendet Aufnahmen von Neonazis beim Sturm auf das Asylbewerberheim in Rostock. Ich erinnere mich gut an die Sendung, es war zum Fremdschämen.
Doch hatte nicht auch das dieser Wolffsohn – irgendwie - selbst verschuldet? Wer sich als deutsch-jüdischer Patriot bezeichnet, muss mit den Schlimmsten rechnen. Das geht gar nicht. Nicht bei den Deutschen. Aber auch nicht bei den Juden in Deutschland. Und erst recht nicht bei den Israelis. Eigentlich – bei niemandem.
Sitzen Sie gut zwischen den Stühlen, Herr Wolffsohn?

Mit Deutschland, finden die einen, geht Wolffsohn viel zu freundlich um. Den Juden in aller Welt und Israel aber erspart er nichts. Stimmt schon: er hat so gar nichts übrig für die „Amtsjuden“ und „Synagogengänger“, für die Funktionäre des Zentralrats der Juden in Deutschland etwa, die sofort mit Exodus drohen, wenn über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Beschneidung kleiner Jungen auch nur diskutiert wird. Oder für den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfman, der sich noch bis kurz vor ihrem Ende bei der DDR beliebt machte. Er mag den „Gemeindemief“ nicht und die jüdische „Folklore“. Er spottet über angemaßte Juden wie Gregor Gysi oder Markus Wolf. Und ein bisschen auch über die Beliebtheit jüdischer Vornamen für die Kinder nichtjüdischer deutscher Eltern.
Ebenso wenig hält er von harschen Marschbefehlen aus Israel, wonach das „entartete“ deutsche Judentum „aufzulösen“ sei und alle Juden nach Israel, in die jüdische „Einheitsfront“, gehörten. Doch solche Töne sind vorbei. In Israel respektiert man ihn: ja, er ist ein Diasporajude. Aber er hat drei Jahre freiwillig in der israelischen Armee gedient, nicht ohne Risiko fürs eigene Leben. Das zählt dort.
Dennoch besteht Wolffsohn darauf: weder (das existentiell gleichwohl so notwendige) Israel noch sonstwer repräsentiere die Juden in der Welt. Auch nicht das, was sich „jüdische Gemeinde“ oder „Zentralrat“ nennt – dass der für alle jüdischen Deutschen zuständig sei, glaubten nur die nichtjüdischen Deutschen, wo noch immer die Meinung grassiert, Juden seien eine verschworene Gemeinschaft, in der alle eisern zusammenhalten. Nebbich. Ebenso wenig sind alle Juden, als „die Opfer“, engelsgleiche Wesen. Das verachtet Wolffsohn: jedwede Sonderbehandlung, auch wenn sie mit besten Absichten geschieht. „Toleranz auch für die dummen Juden!“ Es gibt sie, wie überall. Na und? Na und.
Wolffsohn will Normalität. Aber die kriegt er nicht. Ist er denn überhaupt ein richtiger Jude? Dieser Nestbeschmutzer? Der eine Evangelische geheiratet hat, die er noch nicht einmal zum Konvertieren hat überreden wollen?
Die Gänsekeule kommt. Weder im Spatenhaus noch bei Wolffsohns wird koscher gegessen, warum auch? Die wenigsten Diasporajuden tun das. Und die wenigsten Juden heiraten Juden. Rita und Michael führen eine Mischehe, wie gut zwei Drittel der Juden in Deutschland. Doch das ist Teil eines Problems: dass nämlich die Juden immer weniger werden.
Wenn man Rita und Michael Wolffsohn lachend über ihre Hochzeit sprechen hört, hat man das Gefühl, der Tag habe nur ein Thema gehabt: die inständigen Bitten von Freunden und Verwandten, Rita, die Gojte, möge doch bitte schnell noch zum Judentum konvertieren. Sie tat es nie. Und deshalb sind die drei Kinder der Wolffsohns dem Judentum entzogen – denn Jude ist nur, wer eine jüdische Mutter hat, wobei es nicht auf Blut und Gene ankommt, sondern auf die Religion.
Das ist so ein Moment, an dem Michael Wolffsohn bedrückt wirkt. Es ist doch eine schwindende Gemeinschaft, die Juden der Welt und die in Deutschland. Und er ist ja doch beides: Jude und Deutscher. Obwohl Diasporajuden ohne Religion eigentlich keine sind. Sagt er, dem Stammesdenken nunmal fremd ist. Das ist wohl die Paradoxie seines Lebens.

Wolffsohn hat ein Lebensthema, natürlich, unübersehbar. Nicht jenes, das Henryk Broder hat, der auf Antisemitismus geeichte Spürhund. Eher im Gegenteil. Michael Wolffsohn kämpft für etwas, das es nicht gibt: dafür, dass einer wie er so normal ist wie sich die meisten jüdischen Deutschen im Deutschen Reich bis Hitler fühlten. Doch das jüdische Großbürgertum hat sich diese Normalität womöglich nur eingebildet. Dass Hitler auch die zu Juden erklärte, die sich selbst gar nicht mehr so verstanden, hat Juden auf immer zu Juden gemacht. Sich dagegen zu wehren kommt der Arbeit des Sisyphos gleich.
Doch Wolffsohn rollt den Stein immer wieder hoch. Antisemitismus ist das eine. Die Funktionalisierung des Holocaust aber ist nicht minder unangenehm. Wolffsohns Augenmerk gilt der „Geschichtspolitik“, ein Begriff, den er in die Debatte eingebracht hat. Gemeint ist, dass hinter fast jeder Geste und jedem Gedenken im öffentlichen Raum handfeste Interessen stehen. Auch Willy Brandts Kniefall in Warschau war Geschichtspolitik: die große Geste sollte Israel beruhigen, dem die „neue Ostpolitik“ der sozialliberalen Koalition nicht schmeckte. Der Mehrwert: ab da konnte man in der SPD Israel tagespolitisch kritisieren, ohne geschichtspolitisch als Relativierer dazustehen.
Und so wird aus Vergangenheit eine Krücke für die Gegenwart. Die Deutschen hätscheln jemanden wie Jonah Goldhagen, der ihnen bescheinigt, sozusagen genetisch bedingt „eliminatorische Antisemiten“ zu sein? Der Mehrwert solchen Masochismus’ heißt: man kann sich macht- und außenpolitisch raushalten. Für die Juden in der Diaspora, insbesondere in den USA, ist der Holocaust als Bindemittel an die Stelle der Religion getreten? Praktisch, dann muss man nicht groß darüber nachdenken, was das eigene Jüdischsein noch bedeutet, sobald es nicht mehr religiös definiert ist.
Und Israel? Die Zionisten haben nicht auf Hitler gewartet, um in Palästina zu siedeln. Doch heute ist auch dort der Holocaust zum einigenden Zusammenhang geworden. Und in Deutschland, dem „Land der Täter“, fühlt man sich am Schicksal der Palästinenser gleich noch mit schuld. Weil es ja ohne Hitler kein Israel und damit auch keinen Konflikt gegeben hätte ...
Unsinn. Am Grunde des Konflikts, so sieht es auch Wolffsohn, liegt die verfehlte britische Mandatspolitik in Palästina weit vor Hitler, die wahrlich nicht judenfreundlich war. Auch im Zweiten Weltkrieg sahen weder Engländer noch Amerikaner die Rettung der Juden als Hauptsache. Doch darüber zu diskutieren verbietet – Geschichtspolitik. Kein Wunder also, dass Wolffsohn aneckt, der nur in einer Hinsicht Fanatiker ist: wenn es um die Wahrheit geht.

Wir sind beim Schnaps und fast die letzten im Lokal. Seit Wolffsohn emeritiert ist, kann man ihm erst recht nicht mehr das Maul verbieten, wie es deutsche Kollegen und Politiker gleich zweimal versuchten, als sie seine Amtsenthebung betrieben. Es gibt wissenschaftliche Projekte, er geht schwanger, sagt er, mit einer (welt-)historischen Einordnung der Bundesrepublik Deutschland. Und vielleicht fügt er den bislang 30 Büchern und 132 wissenschaftlichen Aufsätzen auch noch eine Familiengeschichte plus Autobiografie hinzu. Außerdem berät er Politiker und Unternehmer, meistens über den Nahen Osten, die deutsche Außenpolitik, weltpolitische Entwicklungen und natürlich „Geschichtspolitik“.
Gut, dass sich um die „Gartenstadt Atlantic“ vor allem Rita Wolffsohn kümmert. Die Familie hat ihr gesamtes Vermögen in die Rettung eines jüdischen „Vermächtnisses“ gesteckt, nämlich in die vorbildhafte Restaurierung einer Wohnanlage im Berliner Problembezirk „Gesundbrunnen“, deren Herzstück einst die „Lichtburg“ war, jenes Ende der 20er Jahre gegründete Großkino. Das alles gehörte Karl Wolffsohn – bis zur Arisierung. Wolffsohn konnte flüchten, kehrte 1949 zurück und musste zwölf Jahre lang um die Anlage prozessieren. Seinen Sieg erlebte er nicht mehr. Und das Kino hat der Westberliner Senat 1970 abreißen lassen.
Die Geschichte der „Gartenstadt Atlantic“ ist ein Kapitel für sich. Es ist die Geschichte, auch, eines handfesten, uneitlen Mäzenatentums einer ganzen Familie.
Auch das noch: Michael Wolffsohn ein Mäzen, der ein jüdisches Erbe für Deutschland bewahrt hat. Das soll ihm mal einer verzeihen können.

Dienstag, 14. Mai 2013

Der deutsche Krimi im Schweinezyklus

Zu viel Erfolg kann tödlich sein. Einst war das 1986 gegründete Syndikat, die Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren, eine kleine konspirative Zusammenrottung, die den Deutschlesern beibringen wollte, dass Krimi kein Grimmi sein muss, schlichter Schund oder eine lieblos zusammengezimmerte Parodie, der man die Verachtung des Genres anmerkt. Sondern Literatur mit Anspruch, mindestens auf gutes Handwerk, gern auch auf sozialkritische Aufklärung. Seit 1987 gibt es alljährlich eine Qualitätsschau, die Criminale, Urgroßmutter der Krimifestivals, die heute jede Provinzmetropole im Programm hat. Der Kampf ist vorbei, halb wurde er gewonnen: der Krimi, eher nicht der deutsche und weniger der mit Anspruch, hat den Markt erobert und das Syndikat platzt aus allen Nähten.
Längst können auf der jährlichen Criminale nicht mehr alle Mitglieder lesen, wofür man in vielen Fällen dankbar sein darf. Schließlich zählt man seit den verschworenen Anfängen mittlerweile 751 Mitglieder. Dankbar registrierte Syndikatssprecher Edgar Franzmann auf der diesjährigen Criminale in Bern einen Rückgang des Trends: 2012 sind lediglich 75 neue Mitglieder dazugekommen. Dabei bräuchte die Autorengruppe eher Schwund als Zuwachs, sonst könnte in Bern die letzte Criminale stattgefunden haben. Längst stehen die Bewerber für den Austragungsort nicht mehr Schlange. Immerhin kostet der Massenauftrieb zwischen 250 000 und 300 000 Euro, das kann sich nicht jede Region leisten, zumal die Criminale noch nicht einmal die Bestseller der Branche aufbietet wie Nele Neuhaus, Rita Falk oder Klüpfel & Kobr. Jüngere Talente wie Merle Kröger oder Simone Buchholz sind gar nicht erst im Syndikat.
Masse ist nicht Klasse. Eine „Qualitätsschau“ kann die Criminale schon deshalb nicht sein, weil dort jedes Mitglied lesen darf – oft im Dreier- oder Viererpack, gern auch in Eckkneipen oder Waschsalons. Schließlich will man kein elitärer Verein sein, sondern „demokratisch“.
Egal, wer liest, wurscht, was gelesen wird. Der nichtgewerkschaftliche Zusammenschluss eigenwilliger Einzelkämpfer hat Züge einer Dienstleistungsorganisation angenommen. Während manch frühes Produkt mehr von frauenbewegten oder gesellschaftskritischen Anliegen denn von schriftstellerischem Können zeugt, sind viele der Neumitglieder Textprofis, weitgehend illusionslose Handwerker, die ihr Geschäft verstehen. Nichts dagegen, weder Überzeugung noch Selbstverwirklichung oder der reine Glaube ans eigene Talent allein machen gute Literatur. (Auch wenn es natürlich an der Autorenehre kratzt, wenn sich manch Verleger mittlerweile seine Genrebestseller selbst schreibt, wie es das Gerücht im Falle des enigmatischen Jean-Luc Bannalec will.)
Wie also schrumpft man sich gesund? Dass die ehrenwerte Gesellschaft keine Kriterien für das eigene Produkt hat, zeigte in Bern die Debatte ums e-Book. Weil man nicht noch mehr Mitglieder anziehen will, soll einem Antrag zufolge die Aufnahme eines Autors, der sein Werk lediglich digital vertreibt, davon abhängig sein, dass auch er einen „richtigen“ Verlag mit einem arbeitenden Lektorat in Kreuz hat – als ob das bei der den Markt zukleisternden Massenware spürbar der Fall wäre. Und als ob der Charme des e-Books nicht gerade darin läge, dass es die Autoren tendenziell unabhängig von Verlagen und Buchhandel macht – die eben keineswegs immer die besten Freunde der Autoren sind.
Der Megaseller „Shades of Grey“ verdankt seinen Erfolg den Lesern. Doch von denen ist auch unter Krimiautoren selten die Rede, etwa wenn es um den Kampf fürs „Urheberrecht“ geht, von einigen Syndicats tapfer und entbehrungsvoll geführt. Sicher ist in dieser Frage das Bündnis mit den großen Verlagen und dem „Börsenverein“ schön und gut, obwohl man gerade dort noch immer davon träumt, das e-Book marginalisieren oder wenigstens mit dem stationären Buchhandel verknüpfen zu können. In Interesse der Leser ist das nicht – weshalb das auch im Syndikat gepflegte Amazon-Bashing fehl geht. Gerade dort, beim Versandhändler, ist noch zu finden, was sich Buchhändler nicht mehr ins Regal stellen, weil es keinen Umsatz bringt. Und das ist oft genau das, was das Syndikat einst befördern wollte: der saugut geschriebene Kriminalroman mit einem Plot, der nicht längst schon überall durchgenudelt worden ist.
Gesundschrumpfen müsste sich nicht nur das Syndikat, sondern der Krimi selbst, der soeben seinen Schweinezyklus durchläuft. Will sagen: er geht an Masse zugrunde. Längst werden die Bestsellerlisten nicht mehr vom Krimi dominiert, und was sich dort noch findet an Kriminalistischem, ist skandinavische Düsternis, der heitere deutsche Landkrimi oder der universelle Frauenleidroman.
Der „Schweinezyklus“ lehrt: man stelle die Produktion ein, wenn der Markt überfüllt ist und warte auf die Zeit, in der wieder Bedarf entsteht. Warum sollte das nicht auch für den deutschen Krimi und die Criminale gelten?
Ich sag schon mal bye bye.

Wir Untertanen.

  Reden wir mal nicht über das Versagen der Bundes- und Landesregierungen, einzelner Minister, der Frau Kanzler. Dazu ist im Grunde alles ge...