Denn nichts ist klar. Ändert sich das Klima? Das tut es eigentlich immer, fragt sich nur, in welche Richtung. Wird es also wärmer? Darüber gibt es keinen wirklich belastbaren Beweis, denn sofern wir es tatsächlich mit einer allgemeinen Klimaerwärmung zu tun gehabt haben, hat sie in den letzten Jahren Pause gemacht. Doch wie kann man sich, ohne dass man weiß, ob es wirklich weltweit wärmer wird, auf ein Ziel einigen, zumal auf ein so willkürliches wie jenes, die Erwärmung auf 2 Grad zu beschränken? Überdies ist man sich ja selbst über die Faktoren, die Klimaveränderungen begünstigen, in der wissenschaftlichen Welt nicht einig. Dennoch glauben die Lobbyisten des Klimawandels, die Angst vor einer globalen Erwärmung schüren, nicht nur, dass sie schädlich wäre – als ob es das mittelalterliche Klimaoptimum nicht gegeben hätte, das für die meisten Menschen ein Glücksfall war. Sie verkünden auch, dass solche Erwärmung sich dem Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländer verdanke, den man deshalb reduzieren müsse – durch Reduktion des Energieverbrauchs.
Und darauf sollen sich 160 Nationen einigen? Ein Land wie Indien, das auf Platz 3 steht, was den Ausstoß von CO2 betrifft, argumentiert überzeugend, sein primäres Ziel sei, seine Bevölkerung durch Industrialisierung von der Armut zu befreien, weshalb sein Verbrauch an Strom und Treibstoff eher noch steigen müsse.
Energiesparen ist also ein Luxus, den sich nur reiche Länder leisten können. Den allergrößten Luxus erlaubt sich Deutschland auf der Suche nach neuen und möglichst sauberen Energiequellen.
Musterknabe Deutschland als Vorbild und Avantgarde? Hierzulande nimmt der Ausbau „sauberer“ Energielieferanten in rasendem Tempo zu, das noch rasanter wäre, wenn sich die Bürger nicht immer häufiger gegen die Errichtung mächtiger Windkraftanlagen im Naturschutzgebieten oder vor ihrer Haustür auflehnen würden. Aus schnödem Egoismus? Weil sie der Verschandelung deutscher Kulturlandschaften nicht länger zusehen wollen? Oder weil sie mittlerweile wissen, dass ihr Land sich durch die überstürzte „Energiewende“ von 2011 ins Abseits gebracht hat?
Tatsächlich lag Deutschland ja einst vorne bei der Erzeugung treibhausgasarmer Energie. Überall auf der Welt war deutsche Expertise gefragt, wenn es um Entwicklung und Bau von Atomkraftwerken ging. Doch nach der Reaktorhavarie von Tschernobyl stürzte die Zustimmung in Deutschland ins Bodenlose ab – und nach der Erdbebenkatastrophe in Japan im Frühjahr 2011 leitete Kanzlerin Merkel die Kehrtwende ein. Seither überlässt Deutschland die Atomkraft seinen Nachbarn und kapriziert sich darauf, ein hochindustrialisierte Land von so unzuverlässigen Elementen wie Wind und Sonne abhängig zu machen. Dank Hochsubventionierung haben die sogenannten „alternativen“ Energien jede andere, stabilere Energieversorgung durch Gas- oder Kohlekraftwerke unrentabel gemacht. Dabei reduziert keine einzige Windkraftanlage den Ausstoß dessen, was man als schädliche Treibhausgase identifiziert hat, da sie Emissionszertifikate billiger macht – also den Erwerb der Berechtigung, CO2 in die Welt zu pusten. Fällt das keinem unserer Naturschützer auf? Stört sich niemand an dem enormen Flächenverbrauch durch Wundkraftanlagen, ganz zu schwiegen von der nächtlichen Lichtverschmutzung und den tödlichen Folgen für Fledermäuse und Vögel?
Die Antwort ist womöglich ganz einfach. Wer sich für Kernkraft ausspricht – wie kürzlich ein Autor der FAS – begibt sich ins soziale Abseits. Gegen Atomkraft zu sein ist gesellschaftlicher Mainstream. Auch wenn die Vernunft dabei auf der Strecke bleibt: wir leben in einem Land, in dem es üblich geworden ist, nicht von der Erdbebenkatastrophe in Japan zu sprechen, der Tausende von Menschen zum Opfer fiel, sondern die Tragödie von 2011 unter dem Namen „Fukushima“ als Atomkatastrophe auszugeben. Dabei ist nicht ein einziger Mensch durch die Reaktorhavarie ums Leben gekommen – bei der durch das Erdbeben verursachten Explosion einer Erdölraffinerie hingegen starben Dutzende.
Verglichen mit allen anderen Energiequellen ist die Atomkraft noch immer die sicherste. Und der Atommüll? Neue Generationen von Atomkraftwerken sind in der Lage, ihren Abfall wiederzuverwerten, man könnte also die Suche nach dem auf Jahrtausende sicheren Endlager aufgeben.
Doch es wird in Deutschland wohl keine Renaissance der Atomkraft dank einer neuen Generation von AKW geben. Allein das Wort „Atom“ ist bei uns aus historischen Grünen angstvoll besetzt, und auch die angeblich naturwissenschaftlich-rationale Kanzlerin gibt Bürgerängsten nach, wenn es eine Landtagswahl zu gewinnen gilt. Überdies dürften mögliche Investoren nicht nur aus der abrupten „Energiewende“ 2011 gelernt haben: Deutschland ist nicht mehr das Land, in dem jene Vertragssicherheit herrscht, die ökonomische Risiken kalkulierbar macht.