"Es geht in der Debatte also gar nicht um den Islam und seine Kritiker, sondern es geht um uns, um unser Vertrauen in die Demokratie und in unser Recht, auf Gesetzen und einer Lebensform zu bestehen, die in jahrhundertelangen Kämpfen gegen staatliche und klerikale Despotien erobert wurden. Und das sollten wir, folgen wir Thomas Steinfeld und seinen Mitstreitern, zur Disposition stellen, weil für den „der auf Toleranz beharrt, die Toleranz nicht aufhören (kann), wenn ein anderer nicht tolerant sein will“.
Das ist die Aufforderung zum geistigen Selbstmord."
Spiegel, 25. 1. 2010
Siehe auch Ulrich Greiner in der Zeit.
Sonntag, 31. Januar 2010
Ökonomische und ökologische Vernunft
Kaum hat die Bundesregierung angekündigt, die Subventionierung der Solarenergie zu reduzieren, stornieren die Bürger ihre Aufträge - einem mittelständischen Solarunternehmen sind neun von zehn Aufträgen weggebrochen. Was sagt uns das? Der Bürger schätzt das ökonomische Argument offenbar höher als das ökologische. Und schon gar nicht sieht der normale Steuerbürger ein, daß er mit hohen Stromkosten Solarmillionären ihr Einkommen sichern soll - siehe hier.
Und all jenen, denen am Energiesparen wirklich etwas liegt, wird der Gedanke wenig Freude bereiten, daß ohne die Subventionierung der Solartechnik, daß unter dem Druck des Marktes ihre Entwicklung womöglich längst weiter fortgeschritten wäre.
Wem es nicht gefällt, daß die Atomwirtschaft jahrzehntelang abkassiert hat, kann auch an der Fehlsteuerung in Sachen Solarenergie keine Freude haben.
Übrigens: ich halte deshalb die Verteidiger der Solar- und Windenergie nicht allesamt für "von der Industrie bezahlt". Obwohl der Gedanke näher liegt, als die sogenannten "Klimaskeptiker" für bezahlte Agenten des Kapitals zu halten.
A propos: wie kann man eigentlich das Klima leugnen oder ihm skeptisch gegenüber stehen? Noch nicht einmal den Klimawandel kann man leugnen - Wandel ist das Wesen des Klimas. Aber bezweifeln kann man - mit immer größerer Evidenz -, was unsere Klimaforscher herausgefunden haben wollen und wie sie uns in den letzten Jahren manipuliert haben. Natürlich haben solche Manipulationen nur höheren Zwecken gedient. Das kennen wir ja schon: "ein Zeichen setzen" wollen alle, die, um die Welt zu retten, zu Lüge und Gewalt greifen. Da vereinfacht man schon mal ein hochkomplexes Thema, wenn es doch dem Guten dient...
Wie sagte noch André Gide: “Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.”
Oder lache über sie...
Und all jenen, denen am Energiesparen wirklich etwas liegt, wird der Gedanke wenig Freude bereiten, daß ohne die Subventionierung der Solartechnik, daß unter dem Druck des Marktes ihre Entwicklung womöglich längst weiter fortgeschritten wäre.
Wem es nicht gefällt, daß die Atomwirtschaft jahrzehntelang abkassiert hat, kann auch an der Fehlsteuerung in Sachen Solarenergie keine Freude haben.
Übrigens: ich halte deshalb die Verteidiger der Solar- und Windenergie nicht allesamt für "von der Industrie bezahlt". Obwohl der Gedanke näher liegt, als die sogenannten "Klimaskeptiker" für bezahlte Agenten des Kapitals zu halten.
A propos: wie kann man eigentlich das Klima leugnen oder ihm skeptisch gegenüber stehen? Noch nicht einmal den Klimawandel kann man leugnen - Wandel ist das Wesen des Klimas. Aber bezweifeln kann man - mit immer größerer Evidenz -, was unsere Klimaforscher herausgefunden haben wollen und wie sie uns in den letzten Jahren manipuliert haben. Natürlich haben solche Manipulationen nur höheren Zwecken gedient. Das kennen wir ja schon: "ein Zeichen setzen" wollen alle, die, um die Welt zu retten, zu Lüge und Gewalt greifen. Da vereinfacht man schon mal ein hochkomplexes Thema, wenn es doch dem Guten dient...
Wie sagte noch André Gide: “Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.”
Oder lache über sie...
Die Deutschen und der Krieg. Wie wir verlernt haben, seine Gesetze zu verstehen
„Welche militärische Leistung bewundern Sie am meisten?“ heißt es in dem berühmten Fragebogen, der im 19. Jahrhundert in Pariser Salons zirkulierte und den Marcel Proust im Alter von 14 Jahren das erste Mal beantwortete. Eine Frage aus einer untergegangenen Epoche: Wer käme wohl heute noch auf die Idee, Militärisches bewundernswert zu finden oder gar eine Leistung dahinter zu vermuten?
Jedenfalls niemand in Deutschland. In Großbritannien pflegt das Volk die Schlachten noch zu kennen, die seine Könige glorreich gewonnen haben. In Frankreich ist man sogar auf Siege stolz, die andere für die Grande Nation errungen haben. Deutschland aber hat vorsichtshalber selbst 1870/71 vergessen. Zwei verlorene Weltkriege prägen das Gedächtnis.
Zwar übte die NVA der DDR bis an die Zähne bewaffnet noch die Verteidigung des Sozialismus, die Bürger der westdeutschen Bundesrepublik aber waren gewiß nicht unzufrieden mit dem Verlust der staatlichen Souveränität nach 1945, der ihnen diesen ganzen Zirkus ersparte. Die historische Erinnerung in Kriegsdingen ist hierzulande beim 30jährigen Krieg angelangt. Das heißt fürs Kriegsbild: wir denken dabei an maximale Verwüstung und Vernichtung der Zivilbevölkerung.
Und deshalb gilt hierzulande nichts schlimmer als Krieg, obwohl Naturkatastrophen und Grippeepidemien weit verheerender sein können. Das stellt deutsche Verteidungsminister und Außenpolitiker vor größte Probleme, seit 1990, seit Deutschland wieder ein souveräner, in militärische Bündnisse eingebundener Staat ist.
Mit dem Verweis auf Bündnisverpflichtungen allein können sie den kriegsunlustigen Bürgern nämlich nicht kommen. Außenminister Joschka Fischer wußte schon, was er tat, als er damals ein militärisches Engagement im Kosovo mit dem Höchsten aller Güter begründete: man müsse ein neues Auschwitz verhindern.
Man mag zur Entschuldigung für diesen moralischen Overkill die allgemeine Stimmungslage anführen. Der Kollateralschaden aber war erheblich: der Verweis auf Auschwitz erstickte jede Diskussion militärischer Notwendigkeiten und Möglichkeiten im Keime. Es ist zweifellos richtig, was jüngst Jürgen Todenhöfer schrieb: „Eine echte Kriegsdebatte findet in Deutschland nicht statt“ – obwohl das deutsche Engagement in Afghanistan zeigt, wie nötig sie wäre.
Nötig zum einen und vor allem im Interesse der Soldaten, die in einem handfesten Dilemma stecken. Sie sollen, wünscht man zu Hause, bloß soetwas wie der bewaffnete Arm von Amnesty International sein. In Afghanistan aber treffen sie auf einen gefährlichen Gegner, der sich um feinsinnige Aufgabendefinitionen oder gar um kriegsrechtliche Einschränkungen wenig schert. Verteidigungsminister zu Guttenberg hat das erkannt, als er von „kriegsähnlichen Zuständen“ sprach, während sein Vorgänger das böse K-Wort noch zu meiden verstand.
Was aber implizieren diese „kriegsähnlichen Zustände“?
Die tragischen Ereignisse von Kundus offenbaren das Dilemma. Wir hier in Deutschland sind „Menschenrechtsfundamentalisten“, wie manch einer spöttisch sagt. Ziviltote als unbeabsichtige Nebenfolgen einer militärischen Aktion verletzen das Menschenrecht auf Unversehrtheit. Aber auch das bewußte Töten, ja das „Vernichten“ gegnerischer Talibanführer, von dem der befehlsgebende Oberst Klein sprach, widerstrebt einem Rechtsempfinden, das weder die Todesstrafe noch ihre Vollstreckung ohne ein Urteil nach Recht und Gesetz akzeptiert.
Das ehrt uns – und schwächt uns zugleich. Schlaue Gegner haben diesen „Menschenrechtsfundamentalismus“ nämlich längst als ihren Vorzug erkannt und in ihr Kalkül aufgenommen. Um die Achillesferse des Westens wissend, benutzt man Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Auf den westlichen Aufschrei über „Kollateralschäden“ kann man sich verlassen.
Das macht die regulären Armeen in Afghanistan unbeweglich, die sich angesichts der eigenen Werte und einer kritischen Öffentlichkeit zu Hause mitten im Chaos durch ein umständliches und zeitraubendes Procedere zu mäßigen und abzusichern versuchen. Soldaten, von Demokratien entsandt, verfügen nicht über jene Nonchalance, die ihre irregulären Gegner über Leichen gehen läßt.
Aus diesem Dilemma pflegt man sich in Demokratien zu befreien, indem man den Gegner in besonders schwarzen Farben, als das absolut Böse zeichnet, gegen das man robust vorgehen darf, ja muß, um Schlimmeres zu vermeiden.
Das ist das Auschwitz-Argument. Eine gefährliche moralische Aufladung.
Solche Überzeugungen von einem „guten“ Krieg, durchaus verbunden mit Missionsgedanken, entspricht noch am ehesten dem Kriegsverständnis der USA, das intensiv vom amerikanischen Bürgerkrieg geprägt ist. In einem Bürgerkrieg kann nur eine Seite siegen, der Kampf muß bis zum letzten geführt werden, ein Kompromiß ist nicht möglich, sonst schwelt der Konflikt weiter.
Das europäische Kriegsbild hingegen speist sich aus den Lehren des Dreißigjährigen Kriegs, ein Religions- und in vieler Hinsicht ebenfalls eine Art Bürgerkrieg. Den europäischen Staatenkriegen danach lag daher – bis Napoleon – kein Missionsgedanke zugrunde, im Gegenteil: ihren Konventionen zufolge hatte der Sieger über die Staats- und Gesellschaftsform oder die religiöse Ausrichtung des Unterlegenen nicht zu bestimmen.
Solch unterschiedliche Kriegsbilder spielen noch immer ihre Rolle, hinzu kommt ein verständlicher deutscher Widerwillen gegen Krieg, da wir keinen Sieg erinnern – wie etwa den über Hitler – auf den wir uns positiv und moralisch untadelig beziehen könnten.
Doch über diesen Widerwillen hat man hierzulande vergessen, daß es nicht nur pazifistische Argumente gegen einen Krieg gibt. Zu den größten Bedenkenträgern gehört seit jeher das Militär, konservativ und wenig kriegslüstern schon aus Selbsterhaltungsgründen. Dort stehen keine grundsätzlichen Erwägungen an erster Stelle, sondern ganz pragmatisch die Antwort auf zwei Fragen: kann man die Aktion ohne allzu herbe Verluste gewinnen? Und kann das Kriegsziel erreicht werden: dauerhafte Klarheit zu schaffen?
Der Zweck heiligt die Mittel also mitnichten; wer zu militärischer Gewalt als ultima ratio greift, muß nicht nur ein gutes Motiv, sondern vor allem Erfolgsaussichten vorweisen können, sonst ist er ein gemeingefährlicher Hasardeur.
Das nun sind Fragen weit unterhalb des in demokratischen Öffentlichkeiten erstrebten Moralniveaus. Sie sind jedoch, wo es um Leben oder Tod geht, die wichtigeren. Denn sie entspringen dem Selbsterhaltungsinteresse derjenigen, die den Krieg führen müssen.
Diesem Selbstinteresse verdanken wir, daß sich die Menschheit in Jahrtausenden kriegerischer Gewalt noch nicht ausgelöscht hat. Wenn Kriege führbar bleiben sollen, dürfen sie nicht zur völligen Vernichtung des Gegners führen. Kriegsziel ist daher nicht das Töten möglichst vieler Menschen, sondern das Erzwingen einer Entscheidung. Deshalb ist die Selbstverpflichtung „regulärer“ Armeen auf Schonung der Zivilgesellschaft keine fromme Lüge, sondern Grundbedingung: Soldaten kämpfen als Stellvertreter der Gesellschaften, die sie entsenden, damit diese selbst nicht untergehen.
Bis ins 20. Jahrhundert war man daher in Europa der Meinung, daß es nicht nur sinnlos, sondern auch schädlich sei, Krieg zu verbieten – denn das räumt der Seite, die sich an dieses Verbot nicht hält, den unschätzbaren Vorteil ein, sich nicht mäßigen zu müssen. (Napoleon demonstrierte das erfolgreich.) Das von Friedenswillen getragene Verbot verhindert Krieg also nicht, sondern trägt sogar zu seiner Entgrenzung bei. Und: Wenn Krieg bereits das Verbrechen ist, ist es sinnlos, von Kriegsverbrechen zu sprechen.
Der europäischen Tradition gemäß konnte Krieg durchaus „gerecht“ sein – in dem Sinn, daß jede Seite legitimiert ist, ihre berechtigten Interessen auch mit militärischem Nachdruck zu vertreten. Einen „guten“ Krieg gegen „das Böse“ aber kennt diese Logik nicht – woher weiß man, welche Seite schließlich siegt und damit „das Gute“ definiert?
Moralische oder religiöse Aufladung verlängert und entgrenzt den Krieg. Klar definierte Zwecke und Interessen hingegen, genau das also, was heute als moralisch anstößig gilt, haben den Vorzug, daß sie keine letzten Ziele und damit begrenzt sind. Man spürt noch heute, daß die USA ihr Kriegsbild aus dem amerikanischen Bürgerkrieg beziehen – daher die Aufladung militärischer Aktionen mit höheren Zielen wie Demokratie, Freiheit, Menschenrecht. Die USA könnten eine Dosis alteuropäischer Nüchternheit womöglich gut gebrauchen – und wir Friedensverwöhnten hierzulande ein bißchen mehr Empathie, was die Freiheitswünsche anderer betrifft.
Aber nicht zuviel davon. Dem Völkerrecht und dem konservativen Verständnis von Krieg zufolge ist Krieg nicht dazu da, anderen Völkern eine bessere Staatsform oder eine vernünftigere Kultur nahezubringen.
Wozu dann aber noch Krieg, der uns doch so widerstrebt? Vielleicht nur deshalb: weil es andere gibt, die die Skrupel der westlichen Welt nicht kennen.
"Gedanken zur Zeit", NDR Kultur, 31. 1. 2010. Kann man auch hören:
Jedenfalls niemand in Deutschland. In Großbritannien pflegt das Volk die Schlachten noch zu kennen, die seine Könige glorreich gewonnen haben. In Frankreich ist man sogar auf Siege stolz, die andere für die Grande Nation errungen haben. Deutschland aber hat vorsichtshalber selbst 1870/71 vergessen. Zwei verlorene Weltkriege prägen das Gedächtnis.
Zwar übte die NVA der DDR bis an die Zähne bewaffnet noch die Verteidigung des Sozialismus, die Bürger der westdeutschen Bundesrepublik aber waren gewiß nicht unzufrieden mit dem Verlust der staatlichen Souveränität nach 1945, der ihnen diesen ganzen Zirkus ersparte. Die historische Erinnerung in Kriegsdingen ist hierzulande beim 30jährigen Krieg angelangt. Das heißt fürs Kriegsbild: wir denken dabei an maximale Verwüstung und Vernichtung der Zivilbevölkerung.
Und deshalb gilt hierzulande nichts schlimmer als Krieg, obwohl Naturkatastrophen und Grippeepidemien weit verheerender sein können. Das stellt deutsche Verteidungsminister und Außenpolitiker vor größte Probleme, seit 1990, seit Deutschland wieder ein souveräner, in militärische Bündnisse eingebundener Staat ist.
Mit dem Verweis auf Bündnisverpflichtungen allein können sie den kriegsunlustigen Bürgern nämlich nicht kommen. Außenminister Joschka Fischer wußte schon, was er tat, als er damals ein militärisches Engagement im Kosovo mit dem Höchsten aller Güter begründete: man müsse ein neues Auschwitz verhindern.
Man mag zur Entschuldigung für diesen moralischen Overkill die allgemeine Stimmungslage anführen. Der Kollateralschaden aber war erheblich: der Verweis auf Auschwitz erstickte jede Diskussion militärischer Notwendigkeiten und Möglichkeiten im Keime. Es ist zweifellos richtig, was jüngst Jürgen Todenhöfer schrieb: „Eine echte Kriegsdebatte findet in Deutschland nicht statt“ – obwohl das deutsche Engagement in Afghanistan zeigt, wie nötig sie wäre.
Nötig zum einen und vor allem im Interesse der Soldaten, die in einem handfesten Dilemma stecken. Sie sollen, wünscht man zu Hause, bloß soetwas wie der bewaffnete Arm von Amnesty International sein. In Afghanistan aber treffen sie auf einen gefährlichen Gegner, der sich um feinsinnige Aufgabendefinitionen oder gar um kriegsrechtliche Einschränkungen wenig schert. Verteidigungsminister zu Guttenberg hat das erkannt, als er von „kriegsähnlichen Zuständen“ sprach, während sein Vorgänger das böse K-Wort noch zu meiden verstand.
Was aber implizieren diese „kriegsähnlichen Zustände“?
Die tragischen Ereignisse von Kundus offenbaren das Dilemma. Wir hier in Deutschland sind „Menschenrechtsfundamentalisten“, wie manch einer spöttisch sagt. Ziviltote als unbeabsichtige Nebenfolgen einer militärischen Aktion verletzen das Menschenrecht auf Unversehrtheit. Aber auch das bewußte Töten, ja das „Vernichten“ gegnerischer Talibanführer, von dem der befehlsgebende Oberst Klein sprach, widerstrebt einem Rechtsempfinden, das weder die Todesstrafe noch ihre Vollstreckung ohne ein Urteil nach Recht und Gesetz akzeptiert.
Das ehrt uns – und schwächt uns zugleich. Schlaue Gegner haben diesen „Menschenrechtsfundamentalismus“ nämlich längst als ihren Vorzug erkannt und in ihr Kalkül aufgenommen. Um die Achillesferse des Westens wissend, benutzt man Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Auf den westlichen Aufschrei über „Kollateralschäden“ kann man sich verlassen.
Das macht die regulären Armeen in Afghanistan unbeweglich, die sich angesichts der eigenen Werte und einer kritischen Öffentlichkeit zu Hause mitten im Chaos durch ein umständliches und zeitraubendes Procedere zu mäßigen und abzusichern versuchen. Soldaten, von Demokratien entsandt, verfügen nicht über jene Nonchalance, die ihre irregulären Gegner über Leichen gehen läßt.
Aus diesem Dilemma pflegt man sich in Demokratien zu befreien, indem man den Gegner in besonders schwarzen Farben, als das absolut Böse zeichnet, gegen das man robust vorgehen darf, ja muß, um Schlimmeres zu vermeiden.
Das ist das Auschwitz-Argument. Eine gefährliche moralische Aufladung.
Solche Überzeugungen von einem „guten“ Krieg, durchaus verbunden mit Missionsgedanken, entspricht noch am ehesten dem Kriegsverständnis der USA, das intensiv vom amerikanischen Bürgerkrieg geprägt ist. In einem Bürgerkrieg kann nur eine Seite siegen, der Kampf muß bis zum letzten geführt werden, ein Kompromiß ist nicht möglich, sonst schwelt der Konflikt weiter.
Das europäische Kriegsbild hingegen speist sich aus den Lehren des Dreißigjährigen Kriegs, ein Religions- und in vieler Hinsicht ebenfalls eine Art Bürgerkrieg. Den europäischen Staatenkriegen danach lag daher – bis Napoleon – kein Missionsgedanke zugrunde, im Gegenteil: ihren Konventionen zufolge hatte der Sieger über die Staats- und Gesellschaftsform oder die religiöse Ausrichtung des Unterlegenen nicht zu bestimmen.
Solch unterschiedliche Kriegsbilder spielen noch immer ihre Rolle, hinzu kommt ein verständlicher deutscher Widerwillen gegen Krieg, da wir keinen Sieg erinnern – wie etwa den über Hitler – auf den wir uns positiv und moralisch untadelig beziehen könnten.
Doch über diesen Widerwillen hat man hierzulande vergessen, daß es nicht nur pazifistische Argumente gegen einen Krieg gibt. Zu den größten Bedenkenträgern gehört seit jeher das Militär, konservativ und wenig kriegslüstern schon aus Selbsterhaltungsgründen. Dort stehen keine grundsätzlichen Erwägungen an erster Stelle, sondern ganz pragmatisch die Antwort auf zwei Fragen: kann man die Aktion ohne allzu herbe Verluste gewinnen? Und kann das Kriegsziel erreicht werden: dauerhafte Klarheit zu schaffen?
Der Zweck heiligt die Mittel also mitnichten; wer zu militärischer Gewalt als ultima ratio greift, muß nicht nur ein gutes Motiv, sondern vor allem Erfolgsaussichten vorweisen können, sonst ist er ein gemeingefährlicher Hasardeur.
Das nun sind Fragen weit unterhalb des in demokratischen Öffentlichkeiten erstrebten Moralniveaus. Sie sind jedoch, wo es um Leben oder Tod geht, die wichtigeren. Denn sie entspringen dem Selbsterhaltungsinteresse derjenigen, die den Krieg führen müssen.
Diesem Selbstinteresse verdanken wir, daß sich die Menschheit in Jahrtausenden kriegerischer Gewalt noch nicht ausgelöscht hat. Wenn Kriege führbar bleiben sollen, dürfen sie nicht zur völligen Vernichtung des Gegners führen. Kriegsziel ist daher nicht das Töten möglichst vieler Menschen, sondern das Erzwingen einer Entscheidung. Deshalb ist die Selbstverpflichtung „regulärer“ Armeen auf Schonung der Zivilgesellschaft keine fromme Lüge, sondern Grundbedingung: Soldaten kämpfen als Stellvertreter der Gesellschaften, die sie entsenden, damit diese selbst nicht untergehen.
Bis ins 20. Jahrhundert war man daher in Europa der Meinung, daß es nicht nur sinnlos, sondern auch schädlich sei, Krieg zu verbieten – denn das räumt der Seite, die sich an dieses Verbot nicht hält, den unschätzbaren Vorteil ein, sich nicht mäßigen zu müssen. (Napoleon demonstrierte das erfolgreich.) Das von Friedenswillen getragene Verbot verhindert Krieg also nicht, sondern trägt sogar zu seiner Entgrenzung bei. Und: Wenn Krieg bereits das Verbrechen ist, ist es sinnlos, von Kriegsverbrechen zu sprechen.
Der europäischen Tradition gemäß konnte Krieg durchaus „gerecht“ sein – in dem Sinn, daß jede Seite legitimiert ist, ihre berechtigten Interessen auch mit militärischem Nachdruck zu vertreten. Einen „guten“ Krieg gegen „das Böse“ aber kennt diese Logik nicht – woher weiß man, welche Seite schließlich siegt und damit „das Gute“ definiert?
Moralische oder religiöse Aufladung verlängert und entgrenzt den Krieg. Klar definierte Zwecke und Interessen hingegen, genau das also, was heute als moralisch anstößig gilt, haben den Vorzug, daß sie keine letzten Ziele und damit begrenzt sind. Man spürt noch heute, daß die USA ihr Kriegsbild aus dem amerikanischen Bürgerkrieg beziehen – daher die Aufladung militärischer Aktionen mit höheren Zielen wie Demokratie, Freiheit, Menschenrecht. Die USA könnten eine Dosis alteuropäischer Nüchternheit womöglich gut gebrauchen – und wir Friedensverwöhnten hierzulande ein bißchen mehr Empathie, was die Freiheitswünsche anderer betrifft.
Aber nicht zuviel davon. Dem Völkerrecht und dem konservativen Verständnis von Krieg zufolge ist Krieg nicht dazu da, anderen Völkern eine bessere Staatsform oder eine vernünftigere Kultur nahezubringen.
Wozu dann aber noch Krieg, der uns doch so widerstrebt? Vielleicht nur deshalb: weil es andere gibt, die die Skrupel der westlichen Welt nicht kennen.
"Gedanken zur Zeit", NDR Kultur, 31. 1. 2010. Kann man auch hören:
Mittwoch, 27. Januar 2010
Die Stärke und die Schwäche des Westens
Übertreiben wir es hierzulande in der Auseinandersetzung mit dem Islam? Zeichnet sich gar so etwas wie Islamophobie ab? Ja, muß man womöglich vor einem dem islamistischen Fundamentalismus vergleichbaren „Fundamentalismus der Aufklärung“, einer Art „Menschenrechtsfundamentalismus“ warnen, wie jüngst in deutschen Feuilletons zu lesen war?
Je länger ich dieses Wort anschaue, desto fremder schaut es zurück. Denn was kann damit gemeint sein? Die bloße Unart, anderen triumphierend und selbstgerecht die eigenen Tugenden vorzuhalten? Oder das eiserne Beharren darauf, daß die individuelle Freiheit und die körperliche Unversehrtheit des Einzelnen über allem steht? Und was wäre an diesen „westlichen Werten“ falsch, die manch einer nur noch in Anführungszeichen setzt?
Anders gefragt: Wie würden die Helden des Feuilletons wohl reagieren, wenn man die deutsche Debatte über die Tragödie von Kundus „Menschenrechtsfundamentalismus“ nennen würde?
Spielen wir das doch einmal durch. Die zu Recht empfindliche deutsche Öffentlichkeit insistiert darauf, daß nichts den Tod von Menschen rechtfertige – wohlgemerkt: nicht nur den Tod Unbeteiligter, sondern auch gegnerischer Kämpfer. Das „Ausschalten“ (oder gar „Vernichten“) feindlicher Taliban entspricht unserem Rechtsverständnis nicht, denn das kennt keine Todesstrafe – und vor allem keine ohne vorheriges Urteil nach Recht und Gesetz.
Ehrt uns das etwa nicht? Der Realität der Auseinandersetzungen in Afghanistan trägt es allerdings nicht Rechnung. Denn schlaue Gegner haben diese Empfindlichkeit als eine Schwäche des Westens längst verbucht und als unschätzbaren Vorzug in ihr Kalkül aufgenommen. Um die Achillesferse des Westens wissend, benutzt man Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Auf den westlichen Aufschrei über „Kollateralschäden“ kann man sich verlassen.
Das sorgt für militärische Unbeweglichkeit in Afghanistan, wo sich die regulären Armeen angesichts der kritischen Öffentlichkeit zuhause durch ein umständliches und zeitraubendes Procedere abzusichern versuchen. Soldaten, von Demokratien entsandt, verfügen nicht über jene Nonchalance, die den Gegner über Leichen gehen läßt.
Tja, auf der Gegenseite ist man nicht selten fanatisch, aber dafür wenigstens garantiert nicht „menschenrechtsfundamentalistisch“. Denn im islamischen Wertehimmel sind das Individuum und seine Rechte den Zielen und Interessen des Kollektivs untergeordnet.
Schon deshalb ist der westliche „Menschenrechtsfundamentalismus“ mitnichten eine „Siegerreligion“, wie es jüngst in der Süddeutschen Zeitung hieß, sowenig Muslime Opfer sind. Kämpferischen Islamisten gilt das muslimische Kollektiv höchstens aus taktischen Gründen als Opfer, weil man damit bei den gutwilligen Kreisen im Westen Punkte macht.
Auch den Hang zur Selbstkritik, auf den sich viele etwas einbilden, halten andere für Schwäche – vor allem die in Deutschland nicht selten mit Selbstekel gepaarte Variante, eine luxurierende Verachtung der eigenen Werte und Lebensgrundlagen. Für eine Kultur, die das Kollektiv über das Individuum stellt und in der Würde, Ehre und Respekt eine große Rolle spielt, ist diese Selbstverachtung ein Gottesgeschenk. Welcher muslimische Haßprediger, welcher einfach nur kulturüblich stolze muslimische Mann empfände keine Genugtuung, wenn er hört, wie wenig ernst sich die Gegenseite nimmt, wo man neuerdings von Sehnsucht nach tiefer Religiösität sprechen hört, vom Bedürfnis nach einer neuen Sittlichkeit, vom Wunsch nach der Wärme eines sozialen Zusammenhangs, der nicht der kühlen Zivilität von Rechtsnormen und Marktverhältnissen unterliegt? Wo (westliche) Frauen im Ganzkörperschleier Befreiung erkennen und (westliche) Männer sich aufführen, als ob sie das Joch des Feminismus abstreifen müßten?
Mag sein, daß sich hier die Sehnsucht des von seiner Freiheit strapazierten Individuums nach paradiesischen Urzuständen offenbart. Allerhand Debatten über Gier und Bereicherungslust, jene „Auswüchse“ einer Marktwirtschaft, die manch einer gar für systemimmanent halten, legen das nah.
Doch warum stehen wir nicht zum unauflöslichen Dilemma, daß Freiheit unverzichtbar ist, aber auch frostig sein kann? Die auch im europäischen Westen noch nicht lange errungene Freiheit des Individuums, sein Glück auf die ihm gemäße Weise in die eigene Hand zu nehmen, ist eine mächtige Triebfeder. Ja, sie hat ihre häßlichen Seiten, doch weit häßlicher ist die Armut, die sich paternalistischen Sozialstrukturen verdankt, in denen das Kollektiv alles, das Individuum nichts ist. Wo das Individuum nichts gewinnen darf, wird lediglich die Armut sozialisiert.
Der Westen hat eine Achillesferse: das Individuum und dessen Rechte. Diese Menschenrechte brauchen im fundamentalen Sinne Schutz – meinetwegen kann man das auch „Menschenrechtsfundamentalismus“ nennen.
DeutschlandRadio am 27. Januar - kann man auch hören!
Je länger ich dieses Wort anschaue, desto fremder schaut es zurück. Denn was kann damit gemeint sein? Die bloße Unart, anderen triumphierend und selbstgerecht die eigenen Tugenden vorzuhalten? Oder das eiserne Beharren darauf, daß die individuelle Freiheit und die körperliche Unversehrtheit des Einzelnen über allem steht? Und was wäre an diesen „westlichen Werten“ falsch, die manch einer nur noch in Anführungszeichen setzt?
Anders gefragt: Wie würden die Helden des Feuilletons wohl reagieren, wenn man die deutsche Debatte über die Tragödie von Kundus „Menschenrechtsfundamentalismus“ nennen würde?
Spielen wir das doch einmal durch. Die zu Recht empfindliche deutsche Öffentlichkeit insistiert darauf, daß nichts den Tod von Menschen rechtfertige – wohlgemerkt: nicht nur den Tod Unbeteiligter, sondern auch gegnerischer Kämpfer. Das „Ausschalten“ (oder gar „Vernichten“) feindlicher Taliban entspricht unserem Rechtsverständnis nicht, denn das kennt keine Todesstrafe – und vor allem keine ohne vorheriges Urteil nach Recht und Gesetz.
Ehrt uns das etwa nicht? Der Realität der Auseinandersetzungen in Afghanistan trägt es allerdings nicht Rechnung. Denn schlaue Gegner haben diese Empfindlichkeit als eine Schwäche des Westens längst verbucht und als unschätzbaren Vorzug in ihr Kalkül aufgenommen. Um die Achillesferse des Westens wissend, benutzt man Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Auf den westlichen Aufschrei über „Kollateralschäden“ kann man sich verlassen.
Das sorgt für militärische Unbeweglichkeit in Afghanistan, wo sich die regulären Armeen angesichts der kritischen Öffentlichkeit zuhause durch ein umständliches und zeitraubendes Procedere abzusichern versuchen. Soldaten, von Demokratien entsandt, verfügen nicht über jene Nonchalance, die den Gegner über Leichen gehen läßt.
Tja, auf der Gegenseite ist man nicht selten fanatisch, aber dafür wenigstens garantiert nicht „menschenrechtsfundamentalistisch“. Denn im islamischen Wertehimmel sind das Individuum und seine Rechte den Zielen und Interessen des Kollektivs untergeordnet.
Schon deshalb ist der westliche „Menschenrechtsfundamentalismus“ mitnichten eine „Siegerreligion“, wie es jüngst in der Süddeutschen Zeitung hieß, sowenig Muslime Opfer sind. Kämpferischen Islamisten gilt das muslimische Kollektiv höchstens aus taktischen Gründen als Opfer, weil man damit bei den gutwilligen Kreisen im Westen Punkte macht.
Auch den Hang zur Selbstkritik, auf den sich viele etwas einbilden, halten andere für Schwäche – vor allem die in Deutschland nicht selten mit Selbstekel gepaarte Variante, eine luxurierende Verachtung der eigenen Werte und Lebensgrundlagen. Für eine Kultur, die das Kollektiv über das Individuum stellt und in der Würde, Ehre und Respekt eine große Rolle spielt, ist diese Selbstverachtung ein Gottesgeschenk. Welcher muslimische Haßprediger, welcher einfach nur kulturüblich stolze muslimische Mann empfände keine Genugtuung, wenn er hört, wie wenig ernst sich die Gegenseite nimmt, wo man neuerdings von Sehnsucht nach tiefer Religiösität sprechen hört, vom Bedürfnis nach einer neuen Sittlichkeit, vom Wunsch nach der Wärme eines sozialen Zusammenhangs, der nicht der kühlen Zivilität von Rechtsnormen und Marktverhältnissen unterliegt? Wo (westliche) Frauen im Ganzkörperschleier Befreiung erkennen und (westliche) Männer sich aufführen, als ob sie das Joch des Feminismus abstreifen müßten?
Mag sein, daß sich hier die Sehnsucht des von seiner Freiheit strapazierten Individuums nach paradiesischen Urzuständen offenbart. Allerhand Debatten über Gier und Bereicherungslust, jene „Auswüchse“ einer Marktwirtschaft, die manch einer gar für systemimmanent halten, legen das nah.
Doch warum stehen wir nicht zum unauflöslichen Dilemma, daß Freiheit unverzichtbar ist, aber auch frostig sein kann? Die auch im europäischen Westen noch nicht lange errungene Freiheit des Individuums, sein Glück auf die ihm gemäße Weise in die eigene Hand zu nehmen, ist eine mächtige Triebfeder. Ja, sie hat ihre häßlichen Seiten, doch weit häßlicher ist die Armut, die sich paternalistischen Sozialstrukturen verdankt, in denen das Kollektiv alles, das Individuum nichts ist. Wo das Individuum nichts gewinnen darf, wird lediglich die Armut sozialisiert.
Der Westen hat eine Achillesferse: das Individuum und dessen Rechte. Diese Menschenrechte brauchen im fundamentalen Sinne Schutz – meinetwegen kann man das auch „Menschenrechtsfundamentalismus“ nennen.
DeutschlandRadio am 27. Januar - kann man auch hören!
Montag, 25. Januar 2010
Bitte um Aufklärung
Muß man sich Sorgen ums deutsche Feuilleton machen?
Thomas Steinfeld in der SZ, Claudius Seidl in der FAS, alle auf der Suche nach Pappkameraden für ihre Demonstration aufgeklärter weltumspannender Toleranz - und nun auch noch dies. In welchem Auftrag predigt er, den Blick zum Himmel gewandt? Welche Stimmen sprechen, rufen, stottern aus ihm? Was will dieser Mann?
Thomas Steinfeld in der SZ, Claudius Seidl in der FAS, alle auf der Suche nach Pappkameraden für ihre Demonstration aufgeklärter weltumspannender Toleranz - und nun auch noch dies. In welchem Auftrag predigt er, den Blick zum Himmel gewandt? Welche Stimmen sprechen, rufen, stottern aus ihm? Was will dieser Mann?
Freitag, 22. Januar 2010
Donnerstag, 21. Januar 2010
Sagen, wie es ist...
Regina Mönch, die kluge Frau aus Berlin, schreibt in der FAZ, wie es ist. Dem ist eigentlich schon nichts mehr hinzuzufügen...
Dienstag, 19. Januar 2010
Montag, 18. Januar 2010
Islamophobie?
Zur Debatte ein Beitrag von Reinhard Mohr bei Spiegel Online.
Siehe auch Barbara Sichtermann im DeutschlandRadio.
Siehe auch Barbara Sichtermann im DeutschlandRadio.
Sonntag, 17. Januar 2010
Rache für die Frauenbewegung?
Warum der Islam bei deutschen Männern, sofern sie sich im Feuilleton verwirklichen, so beliebt ist? Weil er Heilung verspricht von der Kränkung, die ihnen durch jahrzehntelang erlebte und erlittene Frauenbewegung zugefügt wurde? Endlich darf man wieder sagen, daß kinderlose, in wilder Ehe lebende Ministerinnen angesichts islamischer Tugenden „inakzeptabel“ sind (Peter Scholl-Latour); daß Frauen doch bloß nachplappern, was Männer ihnen vorerzählt haben (Claudius Seidl), und daß eine Frau selbst an der Konfrontation schuld ist, wenn sie eine Konfrontation erkennt (Thomas Steinfeld)?
Sieht ganz so aus. Jahrelang durfte man den lasterhaften vorlauten Flittchen nicht sagen, was man von ihnen hält. Doch seit überwiegend bärtige Männer aus spannenden Kulturkreisen (farbig wie bei Karl May!) es verstehen, aus dem bloßen Gefühl des Beleidigtseins Machtpolitik zu machen, kann auch der bartlose Softie hierzulande wieder in Würde sein Haupt erheben. Der deutsche Mann, der sich von Emma und ihren Schwestern jahrelang der schlimmsten Verbrechen hat beschuldigen lassen, der bis zur Selbstverleugnung tolerant gegenüber den Intoleranten gewesen ist, atmet durch und auf.
Ja, Allah sei Dank, der Islam hat Tugenden, die wir hier im gottlosen Westen nicht mehr kennen! Islam ist Friede, jedenfalls solange frau sich ordentlich anzieht und die Klappe hält.
Im Ernst: es fällt schwer, ernsthaft einzugehen auf das, was da in den letzten Wochen für ein Mist zusammengeschrieben (und gedruckt) wurde. Der Umkehrschluß feiert neue Beliebtheitsrekorde, überhaupt triumphiert eine kindliche Rhetorik, die sich im famosen Satz zusammenfassen läßt: „Wer es sagt, der isses auch!“ Damit pflegen sich schon Erstklässler gegen Kritik immun zu machen. In dieser kindlichen Welt ist man wehrlos, weil derjenige stets schuld ist, der etwas ausspricht.
Claudius Seidls Attacke in der FAZ (Untertitel „Broders Schwestern“) gebührt der Preis für die verklemmteste Frauendiskriminierung der noch jungen Saison. Erst wird Henryk Broder hart rangenommen, dann wird behauptet, Broder formuliere „nur besonders derb und drastisch“, „was auch andere behaupten, Menschen, die tatsächlich etwas vom Islam verstehen (…), wie die sympathische Necla Kelek“ – und schon wissen wir, was von Frau Kelek zu halten ist. Warum Seidl ihr nicht direkt gesagt hat, daß er ihre Argumente für absurd, falsch und zynisch hält? Weil sie FAZ-Herausgeber Schirrmacher den Börnepreis zuerkannt hat oder weil sie, als Frau, nicht ganz zurechnungsfähig ist? Mann kann es sich aussuchen.
Von bestechender Logik ist auch Thomas Steinfelds Analyse „unserer Haßprediger“ in der Süddeutschen Zeitung, den das alles tierisch nervt – „es muß nur irgendetwas geschehen, ein mißglücktes Attentat (…), schon geht die Debatte wieder los“ – weshalb er sein Bestes tut, sie zu erledigen.
Wer eine „Kampfschrift“ verfasse (wie Henryk Broder) „ähnelt“ „im Prinzip“ einem islamistischen Kämpfer, der die Waffe in die Hand nimmt; wer westliche Werte „beschwört“, ist ein „Haßprediger“; wer für die „offensive Verteidigung der ‚freien Gesellschaft’“ plädiert, begünstigt ein „autoritäres Regime“. Islamkritiker sind „selbstgerecht“, „gedankenfeindlich“, „bedingungslos militant“ und hängen einer „Siegerreligion“ an. Thema durch.
Ein Schelm, wer bei der Behauptung, daß eine Frau selbst an der Konfrontation schuld ist, wenn sie eine Konfrontation erkennt, sich an die alte These erinnert fühlt, daß, wer sich gegen einen Vergewaltiger wehrt, den Akt ja geradezu herauf beschwöre.
Auch Wolfgang Benz hat sich in der Süddeutschen seinen Ruf gründlich ruiniert. Mit dem ganzen Gewicht küchenpsychologischer Rhetorik weist er nach, daß Islamfeinde, also „Hetzer“, soetwas wie Antisemiten seien. Der Historiker hantiert mit Begriffen wie „Hysterie“ und „Abwehrreflex“, um zum Schluß zu kommen, daß das, was Islamkritiker stört (nicht nur mißglückte Attentate, übrigens), ebensowenig existiere wie das, was einst den Juden vorgeworfen wurde. Der Höhepunkt der Argumentation: „Derzeit wird der Islam gedanklich mit Extremismus und Terror verbunden, wodurch alle Angehörigen der islamischen Religion und Kultur mit einem Feindbild belegt und diskriminiert werden sollen.“ Leider morden und terrorisieren einige Fanatiker nicht nur gedanklich im Namen des Islam. Sollte es also die Absicht der Attentäter sein, den Islam zu diskriminieren? Und sollte man, um ihnen das Geschäft nicht zu erleichtern, deshalb lieber nicht vor Extremismus und Terror in Gedanken und Tat warnen? Ja, sind womöglich die "islamophoben" Kritiker die eigentlichen Bombenleger?
Nur Küchenpsychologen kämen jetzt auf die Idee, daß es offenbar westliche Männer gibt, die als unterdrückte Opfer der Frauenbewegung heimlich von ein bißchen Steinigen und Auspeitschen vorlauter Weber träumen. Oder daß sich Feuilletonredakteure nach Zensur sehnen, damit das Schreiben endlich wieder spannend wird,
Aber wahrscheinlich ist alles viel schlichter. Wahrscheinlich begreifen die feingeistigen Kulturrelativierer gar nicht, daß sie Solidarität aufkündigen – nicht mit Broders, sondern mit ihren eigenen Schwestern.
Sieht ganz so aus. Jahrelang durfte man den lasterhaften vorlauten Flittchen nicht sagen, was man von ihnen hält. Doch seit überwiegend bärtige Männer aus spannenden Kulturkreisen (farbig wie bei Karl May!) es verstehen, aus dem bloßen Gefühl des Beleidigtseins Machtpolitik zu machen, kann auch der bartlose Softie hierzulande wieder in Würde sein Haupt erheben. Der deutsche Mann, der sich von Emma und ihren Schwestern jahrelang der schlimmsten Verbrechen hat beschuldigen lassen, der bis zur Selbstverleugnung tolerant gegenüber den Intoleranten gewesen ist, atmet durch und auf.
Ja, Allah sei Dank, der Islam hat Tugenden, die wir hier im gottlosen Westen nicht mehr kennen! Islam ist Friede, jedenfalls solange frau sich ordentlich anzieht und die Klappe hält.
Im Ernst: es fällt schwer, ernsthaft einzugehen auf das, was da in den letzten Wochen für ein Mist zusammengeschrieben (und gedruckt) wurde. Der Umkehrschluß feiert neue Beliebtheitsrekorde, überhaupt triumphiert eine kindliche Rhetorik, die sich im famosen Satz zusammenfassen läßt: „Wer es sagt, der isses auch!“ Damit pflegen sich schon Erstklässler gegen Kritik immun zu machen. In dieser kindlichen Welt ist man wehrlos, weil derjenige stets schuld ist, der etwas ausspricht.
Claudius Seidls Attacke in der FAZ (Untertitel „Broders Schwestern“) gebührt der Preis für die verklemmteste Frauendiskriminierung der noch jungen Saison. Erst wird Henryk Broder hart rangenommen, dann wird behauptet, Broder formuliere „nur besonders derb und drastisch“, „was auch andere behaupten, Menschen, die tatsächlich etwas vom Islam verstehen (…), wie die sympathische Necla Kelek“ – und schon wissen wir, was von Frau Kelek zu halten ist. Warum Seidl ihr nicht direkt gesagt hat, daß er ihre Argumente für absurd, falsch und zynisch hält? Weil sie FAZ-Herausgeber Schirrmacher den Börnepreis zuerkannt hat oder weil sie, als Frau, nicht ganz zurechnungsfähig ist? Mann kann es sich aussuchen.
Von bestechender Logik ist auch Thomas Steinfelds Analyse „unserer Haßprediger“ in der Süddeutschen Zeitung, den das alles tierisch nervt – „es muß nur irgendetwas geschehen, ein mißglücktes Attentat (…), schon geht die Debatte wieder los“ – weshalb er sein Bestes tut, sie zu erledigen.
Wer eine „Kampfschrift“ verfasse (wie Henryk Broder) „ähnelt“ „im Prinzip“ einem islamistischen Kämpfer, der die Waffe in die Hand nimmt; wer westliche Werte „beschwört“, ist ein „Haßprediger“; wer für die „offensive Verteidigung der ‚freien Gesellschaft’“ plädiert, begünstigt ein „autoritäres Regime“. Islamkritiker sind „selbstgerecht“, „gedankenfeindlich“, „bedingungslos militant“ und hängen einer „Siegerreligion“ an. Thema durch.
Ein Schelm, wer bei der Behauptung, daß eine Frau selbst an der Konfrontation schuld ist, wenn sie eine Konfrontation erkennt, sich an die alte These erinnert fühlt, daß, wer sich gegen einen Vergewaltiger wehrt, den Akt ja geradezu herauf beschwöre.
Auch Wolfgang Benz hat sich in der Süddeutschen seinen Ruf gründlich ruiniert. Mit dem ganzen Gewicht küchenpsychologischer Rhetorik weist er nach, daß Islamfeinde, also „Hetzer“, soetwas wie Antisemiten seien. Der Historiker hantiert mit Begriffen wie „Hysterie“ und „Abwehrreflex“, um zum Schluß zu kommen, daß das, was Islamkritiker stört (nicht nur mißglückte Attentate, übrigens), ebensowenig existiere wie das, was einst den Juden vorgeworfen wurde. Der Höhepunkt der Argumentation: „Derzeit wird der Islam gedanklich mit Extremismus und Terror verbunden, wodurch alle Angehörigen der islamischen Religion und Kultur mit einem Feindbild belegt und diskriminiert werden sollen.“ Leider morden und terrorisieren einige Fanatiker nicht nur gedanklich im Namen des Islam. Sollte es also die Absicht der Attentäter sein, den Islam zu diskriminieren? Und sollte man, um ihnen das Geschäft nicht zu erleichtern, deshalb lieber nicht vor Extremismus und Terror in Gedanken und Tat warnen? Ja, sind womöglich die "islamophoben" Kritiker die eigentlichen Bombenleger?
Nur Küchenpsychologen kämen jetzt auf die Idee, daß es offenbar westliche Männer gibt, die als unterdrückte Opfer der Frauenbewegung heimlich von ein bißchen Steinigen und Auspeitschen vorlauter Weber träumen. Oder daß sich Feuilletonredakteure nach Zensur sehnen, damit das Schreiben endlich wieder spannend wird,
Aber wahrscheinlich ist alles viel schlichter. Wahrscheinlich begreifen die feingeistigen Kulturrelativierer gar nicht, daß sie Solidarität aufkündigen – nicht mit Broders, sondern mit ihren eigenen Schwestern.
Mittwoch, 13. Januar 2010
Reinhart Koselleck
Ich vermisse Reinhart Kosellecks Stimme. Der Historiker in Bielefeld ist viel zu früh gestorben. Heute in der FAZ ein bemerkenswertes Interview mit ihm, das im November 2005 geführt wurde.Nicht nur lesenswert, was Kriegs- und Krisenerfahrungen betrifft. Nicht nur beeindruckend der zwei Regeln des Historikers wegen, die auch für Journalisten und Meinungshabende gelten: davon ausgehen, daß immer alles anders war als gesagt. Und: daß alles immer anders ist als gedacht.
Was man heute im Streit um Erinnerung, Polen und Frau Steinbach vermißt, sind die ruhigen Worte, mit dem Koselleck die ganze Erinnerung anmahnt.
"Und ich denke, daß man die eigenen Vertriebenen so zu erinnern verpflichtet ist, wie man die eigenen Toten zu erinnern verpflichtet ist, wenn man seine moralische Integrität wahren will. Ich kann nicht einfach darauf verzichten,das zu erinnern.Welche Form das einnehmen soll, ist natürlich debattierbar." "Trauer um die Toten (darf) nicht politisch quantifizierbar sein", "das ist ein Element der Selbstwahrung, der eigenen Persönlichkeit, der Familie oder der Gruppe, in der man lebte. Und das sollte man sich nicht ausreden lassen. Aber wenn man heute darüber spricht, da ist man ein Revisionist, Revanchist und ich weiß nicht, was einem noch alles angehängt wird."
"Weil es nicht normal ist, darüber zu reden, kommen diese hypertrophen Vertriebenenforderungen auf, die natürlich de facto sinnlos sind, aber auch im moralischen und argumentativen Zusammenhang nicht das Gewicht haben würden, wenn es selbstverständlich wäre, diese Ostgebiete in unserer Erinnerung zu pflegen, samt den Toten. Aber da das tabuiert ist, haben die natürlich den Freiraum, genau darüber sich zu beschweren. Das ist das Problem. Wenn man darüber frei reden darf, dann können die mitreden."
Seine Kritik, resümiert Koselleck, am selektiven Totengedenken der Deutschen mit einer "Hierarchie der Toten", sei verpufft - "da hab ich rundum verloren."
Das ist ein weiterer Grund, diese Stimme zu vermissen.
Was man heute im Streit um Erinnerung, Polen und Frau Steinbach vermißt, sind die ruhigen Worte, mit dem Koselleck die ganze Erinnerung anmahnt.
"Und ich denke, daß man die eigenen Vertriebenen so zu erinnern verpflichtet ist, wie man die eigenen Toten zu erinnern verpflichtet ist, wenn man seine moralische Integrität wahren will. Ich kann nicht einfach darauf verzichten,das zu erinnern.Welche Form das einnehmen soll, ist natürlich debattierbar." "Trauer um die Toten (darf) nicht politisch quantifizierbar sein", "das ist ein Element der Selbstwahrung, der eigenen Persönlichkeit, der Familie oder der Gruppe, in der man lebte. Und das sollte man sich nicht ausreden lassen. Aber wenn man heute darüber spricht, da ist man ein Revisionist, Revanchist und ich weiß nicht, was einem noch alles angehängt wird."
"Weil es nicht normal ist, darüber zu reden, kommen diese hypertrophen Vertriebenenforderungen auf, die natürlich de facto sinnlos sind, aber auch im moralischen und argumentativen Zusammenhang nicht das Gewicht haben würden, wenn es selbstverständlich wäre, diese Ostgebiete in unserer Erinnerung zu pflegen, samt den Toten. Aber da das tabuiert ist, haben die natürlich den Freiraum, genau darüber sich zu beschweren. Das ist das Problem. Wenn man darüber frei reden darf, dann können die mitreden."
Seine Kritik, resümiert Koselleck, am selektiven Totengedenken der Deutschen mit einer "Hierarchie der Toten", sei verpufft - "da hab ich rundum verloren."
Das ist ein weiterer Grund, diese Stimme zu vermissen.
Dienstag, 12. Januar 2010
Stasi-Enten fliegen hoch
"Wir haben schon gewusst, wofür man die taz benutzen kann. Das lag ja auf der Hand."Sagt einer, der es wissen muß, Günter Bohnsack, einst Oberstleutnant in Markus Wolfs "Hauptverwaltung Aufklärung". Und deshalb jubelte man dem linken Blatt die dort wohlgelittene Lüge unter, Aids sei eine Erfindung der Amerikaner:
"Kuno Kruse, der taz-Redakteur, in dessen Themenbereich Aids gehörte, weiß noch heute, dass "das einschlug wie eine Bombe". Die linke Szene habe die These begierig aufgesogen: Endlich, so wurde es rezipiert, hat die Krankheit nicht nur einen Namen, sondern auch einen Schuldigen: die USA, unter dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan ohnehin Feind Nummer eins." Mehr hier...
"Kuno Kruse, der taz-Redakteur, in dessen Themenbereich Aids gehörte, weiß noch heute, dass "das einschlug wie eine Bombe". Die linke Szene habe die These begierig aufgesogen: Endlich, so wurde es rezipiert, hat die Krankheit nicht nur einen Namen, sondern auch einen Schuldigen: die USA, unter dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan ohnehin Feind Nummer eins." Mehr hier...
Montag, 11. Januar 2010
Über die Meinungsfreiheit II
Vor etwa einem Monat stand in der FAZ - im Refugium für Absonderliches, im Feuilleton - ein fürwahr absonderlicher Artikel, den zu kommentieren sich eigentlich nicht lohnte, aber irgendwie stößt mir die Sache auch nach einemMonat noch auf.
"Viele Klimaskeptiker", war da zu lesen, "sind ehemalige Klassenkämpfer, die sich ideologisch neu eingekleidet haben. Industriezuschüsse nehmen sie gern."
Darüber wüßte man gern mehr. Das ist doch interessant! Zumal, wenn man selbst dazugerechnet wird und von den Industriezuschüssen nichts weiß, die man kassiert haben soll.
Doch Enttäuschung: Die windelweichen "hard facts" beziehen sich auf ein paar britische Ex-Trotzkisten, die sich angeblich um BASF und Bayer verdient gemacht haben. Die Verbindung zur Achse des Guten und zu solch unterschiedlichen Autoren von Vera Lengsfeld (ehemalige Klassenkämpferin??) über Vince Ebert zu yours truly wird auf eine Art hergeleitet, wie man sie aus den Postillen linksdogmatischer Sekten kennt - falls sich noch jemand an die in dieser Hinsicht ertragreichen siebziger Jahre erinnert. Da gehörte man schon zum Klassenfeind, wenn man einem mal die Hand gegeben hat.
Und der denkbar schlimmste Vorwurf damals lautete natürlich, vom Klassenfeind bezahlt zu werden.
Und so läuft auch in diesem Artikel - von Lorenz Jäger, einem eingetragenen Elchkritiker, um es vornehm auszudrücken - alles darauf hinaus, den namentlich genannten Personen ihre Unabhängigkeit abzusprechen, um ihre Meinung zu entwerten. Bezahlt!
Das ist, um vornehm zu bleiben, schon erstaunlich. Ein festangestellter FAZ-Beamter weiß offenbar nichts von einer Welt, in der es ziemlich kostspielig sein kann, eine Meinung zu haben, die nicht der im linken juste milieu der Kulturindustrie vorherrschenden entspricht. Er kann - wes Brot ich eß, des Lied ich sing - sich scheints nichts anderes vorstellen, als die Stimme seines Herrn zu sein. Wie aber, wenn es Menschen gäbe, die sich ihre freie Meinung leisten, selbst wenn es dafür noch nicht einmal das bescheidene Zeilenhonorar einer anständigen Zeitung gibt?
"Viele Klimaskeptiker", war da zu lesen, "sind ehemalige Klassenkämpfer, die sich ideologisch neu eingekleidet haben. Industriezuschüsse nehmen sie gern."
Darüber wüßte man gern mehr. Das ist doch interessant! Zumal, wenn man selbst dazugerechnet wird und von den Industriezuschüssen nichts weiß, die man kassiert haben soll.
Doch Enttäuschung: Die windelweichen "hard facts" beziehen sich auf ein paar britische Ex-Trotzkisten, die sich angeblich um BASF und Bayer verdient gemacht haben. Die Verbindung zur Achse des Guten und zu solch unterschiedlichen Autoren von Vera Lengsfeld (ehemalige Klassenkämpferin??) über Vince Ebert zu yours truly wird auf eine Art hergeleitet, wie man sie aus den Postillen linksdogmatischer Sekten kennt - falls sich noch jemand an die in dieser Hinsicht ertragreichen siebziger Jahre erinnert. Da gehörte man schon zum Klassenfeind, wenn man einem mal die Hand gegeben hat.
Und der denkbar schlimmste Vorwurf damals lautete natürlich, vom Klassenfeind bezahlt zu werden.
Und so läuft auch in diesem Artikel - von Lorenz Jäger, einem eingetragenen Elchkritiker, um es vornehm auszudrücken - alles darauf hinaus, den namentlich genannten Personen ihre Unabhängigkeit abzusprechen, um ihre Meinung zu entwerten. Bezahlt!
Das ist, um vornehm zu bleiben, schon erstaunlich. Ein festangestellter FAZ-Beamter weiß offenbar nichts von einer Welt, in der es ziemlich kostspielig sein kann, eine Meinung zu haben, die nicht der im linken juste milieu der Kulturindustrie vorherrschenden entspricht. Er kann - wes Brot ich eß, des Lied ich sing - sich scheints nichts anderes vorstellen, als die Stimme seines Herrn zu sein. Wie aber, wenn es Menschen gäbe, die sich ihre freie Meinung leisten, selbst wenn es dafür noch nicht einmal das bescheidene Zeilenhonorar einer anständigen Zeitung gibt?
Über die Meinungsfreiheit
"Es gibt einen einfachen Weg, sich in Deutschland nicht nur unbeliebt zu machen, sondern sich auch noch aus der veröffentlichten Meinung heraus zu katapultieren. Sie müssen nur Folgendes beachten. Es ist einfacher als jede Bedienungsanleitung. Seien Sie unverhohlen pro amerikanisch, antipazifistisch, pro israelisch, antikommunistisch. Machen Sie sich über die Windräder lustig, greifen Sie die dummen Frauen aus den Medien an, die die Boulevardisierung fördern, finden Sie Kristina Köhler und den Papst gut, pfeifen Sie auf Westerwelles masochistische Schäferstündchen in Warschau und Istanbul, benutzen Sie Begriffe wie: das Abendland, verurteilen Sie die islamische Landnahme, erklären Sie den Unterschied zwischen Islam und Islamismus für akademisch, erkundigen Sie sich nach dem gemäßigten Taliban im Bett von Claudia Sie-wissen-schon-wer, fragen Sie im Bioladen nach Gitanes, sagen Sie Zigeuner statt Roma, und schon sind Sie draußen."
Richard Wagner, Achse des Guten, 11. Januar 2010
Richard Wagner, Achse des Guten, 11. Januar 2010
Sonntag, 10. Januar 2010
"Was wollen Broder und seine Schwestern?"
Broder-Bashing ist eine beliebte Sportart und kann durchaus kunstvoll betrieben werden. Die ganz hohe Schule ist es indes nicht, wenn das Broderbashing lediglich der matte Auftakt ist für eine Auseinandersetzung nicht mit Broder, auch nicht mit seinen Schwestern oder weitläufig Verwandten, sondern mit Necla Kelek (ja, sie hat einen Namen). Titelschwindel? Nö: Broder formuliere ja nur besonders drastisch, was auch eigentlich so "sympathische" Menschen wie Kelek behaupten.
Ui. Raffiniert argumentiert.
Als sympathische Frau, die Frank Schirrmacher den Börnepreis verliehen hat, sollte Kelek im Unterschied zu Broder also wohl begreifen, daß die Sache mit dem Islam relativ ist. Waren die Katholiken nicht auch ganz schön schlimme Finger? Und gibt es nicht auch in Sizilien, dem Balkan, Kalabrien schlimme Sachen wie Ehrenmord und Blutrache? Und was ist mit dem Kolonialismus und anderen Heiligen Kriegen des Westens? Und hat der Westen nicht auch ewig lange gebraucht, bis er sich zivilisiert hat?
Stimmt. Aber müssen wir uns deshalb aus lauter Toleranz aufs Niveau eines syrischen Bauerns begeben? Und muß sich die FAS schon in der Überschrift dieses Feuilletonartikels im alten Chauvinismus üben?
Bedenkenswert ist immerhin der Schlußsatz: "Ich mag Ihr Kopftuch nicht. Aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sich kleiden dürfen, wie Sie wollen."
Wie sie wollen. Genau.
Ui. Raffiniert argumentiert.
Als sympathische Frau, die Frank Schirrmacher den Börnepreis verliehen hat, sollte Kelek im Unterschied zu Broder also wohl begreifen, daß die Sache mit dem Islam relativ ist. Waren die Katholiken nicht auch ganz schön schlimme Finger? Und gibt es nicht auch in Sizilien, dem Balkan, Kalabrien schlimme Sachen wie Ehrenmord und Blutrache? Und was ist mit dem Kolonialismus und anderen Heiligen Kriegen des Westens? Und hat der Westen nicht auch ewig lange gebraucht, bis er sich zivilisiert hat?
Stimmt. Aber müssen wir uns deshalb aus lauter Toleranz aufs Niveau eines syrischen Bauerns begeben? Und muß sich die FAS schon in der Überschrift dieses Feuilletonartikels im alten Chauvinismus üben?
Bedenkenswert ist immerhin der Schlußsatz: "Ich mag Ihr Kopftuch nicht. Aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sich kleiden dürfen, wie Sie wollen."
Wie sie wollen. Genau.
Freitag, 8. Januar 2010
Bumerang Todenhöfer
Wo er recht hat, hat er recht: „Eine echte Kriegsdebatte findet in Deutschland nicht statt“, schrieb Jürgen Todenhöfer jüngst in der FAZ. Und: „Man kann nicht jeden sinnlosen Krieg damit begründen, daß es in der Tat einmal einen sinnvollen Krieg gab – jenen gegen Adolf Hitler.“ Stimmt ebenfalls – außer, daß man sogar einen sinnvollen Krieg nicht mit Hitler begründen sollte. Daß unseren politischen Eliten die „intellektuellen Mindeststandards“ abhandengekommen seien, wird der ehemalige CDU-Sprecher für Entwicklungspolitik und Rüstungskontrolle am besten wissen.
Vorschlag: Um intellektuelle Mindeststandards bei einer echten Kriegsdebatte gewährleisten zu können, sollten auch folgende Punkte berücksichtigt werden:
Krieg tötet „stets auch Unschuldige“, schreibt Jürgen Todenhöfer. Er meint offenbar „Unbeteiligte“. Denn der völkerrechtlichen Definition von Krieg zufolge sind Soldaten keine „Schuldigen“, die etwa ihren Tod als verdiente Strafe hinzunehmen hätten. Auch haben kriegerische Handlungen nicht das Töten einer möglichst großen Zahl von Gegnern zum Ziel, es geht vielmehr darum, sie kampfunfähig zu machen.
„Wer diesen Zivilisationsbruch trotzdem für unvermeidbar hält, muß überragende Gründe haben“, so Todenhöfer. Richtig. Das ist der Grund dafür, warum in Demokratien der Gegner oft als das absolut Böse, als neuer Hitler gezeichnet wird. Anders meint man der Bevölkerung die Sache nicht beibiegen zu können. Gegen das absolut Böse nun scheint jedes Mittel erlaubt – das aber ist in der Tat ein Argument, das Krieg ausufern läßt.
„Es ist unsere eigene Gewalt, die wie ein Bumerang als globaler Terrorismus immer wieder auf uns zurückschlägt.“ Todenhöfer. Ich fürchte, der Terrorismus braucht „unsere“ eigene Gewalt nicht, um massenhaft „Unschuldige“ aufs Korn zu nehmen.
„Mit dem Geld für (…) Soldaten könnte man (…) Schulen bauen – und dem weltweiten Terrorismus viele seiner Argumente entziehen.“
Terrorismus kommt, im Unterschied zu regulären Armeen, gut und gern völlig ohne Argumente aus.
„Verbrennung von über 100 Menschen“, „Massaker“, „Flammeninferno“: gemeint ist der Angriff auf die entführten Tanklastzüge in Kunduz. Mal abgesehen davon, daß über die Opferzahl noch immer nichts Genaues bekannt ist: Die Begriffe sollen Emotionen schüren, keinen Sachverhalt oder gar ein Dilemma schildern.
„Eine echte Kriegsdebatte“ dürfte anders aussehen. Und vielleicht würde sie Jürgen Todenhöfer überraschen: vom Standpunkt des Krieges aus gibt es viele Argumente gegen den Militäreinsatz in Afghanistan. Anders sieht es mit einem moralischen Standpunkt aus, der um ein unlösbares Dilemma weiß: daß sowohl durch Tun als auch durch Unterlassen Unheil gestiftet werden kann.
Vorschlag: Um intellektuelle Mindeststandards bei einer echten Kriegsdebatte gewährleisten zu können, sollten auch folgende Punkte berücksichtigt werden:
Krieg tötet „stets auch Unschuldige“, schreibt Jürgen Todenhöfer. Er meint offenbar „Unbeteiligte“. Denn der völkerrechtlichen Definition von Krieg zufolge sind Soldaten keine „Schuldigen“, die etwa ihren Tod als verdiente Strafe hinzunehmen hätten. Auch haben kriegerische Handlungen nicht das Töten einer möglichst großen Zahl von Gegnern zum Ziel, es geht vielmehr darum, sie kampfunfähig zu machen.
„Wer diesen Zivilisationsbruch trotzdem für unvermeidbar hält, muß überragende Gründe haben“, so Todenhöfer. Richtig. Das ist der Grund dafür, warum in Demokratien der Gegner oft als das absolut Böse, als neuer Hitler gezeichnet wird. Anders meint man der Bevölkerung die Sache nicht beibiegen zu können. Gegen das absolut Böse nun scheint jedes Mittel erlaubt – das aber ist in der Tat ein Argument, das Krieg ausufern läßt.
„Es ist unsere eigene Gewalt, die wie ein Bumerang als globaler Terrorismus immer wieder auf uns zurückschlägt.“ Todenhöfer. Ich fürchte, der Terrorismus braucht „unsere“ eigene Gewalt nicht, um massenhaft „Unschuldige“ aufs Korn zu nehmen.
„Mit dem Geld für (…) Soldaten könnte man (…) Schulen bauen – und dem weltweiten Terrorismus viele seiner Argumente entziehen.“
Terrorismus kommt, im Unterschied zu regulären Armeen, gut und gern völlig ohne Argumente aus.
„Verbrennung von über 100 Menschen“, „Massaker“, „Flammeninferno“: gemeint ist der Angriff auf die entführten Tanklastzüge in Kunduz. Mal abgesehen davon, daß über die Opferzahl noch immer nichts Genaues bekannt ist: Die Begriffe sollen Emotionen schüren, keinen Sachverhalt oder gar ein Dilemma schildern.
„Eine echte Kriegsdebatte“ dürfte anders aussehen. Und vielleicht würde sie Jürgen Todenhöfer überraschen: vom Standpunkt des Krieges aus gibt es viele Argumente gegen den Militäreinsatz in Afghanistan. Anders sieht es mit einem moralischen Standpunkt aus, der um ein unlösbares Dilemma weiß: daß sowohl durch Tun als auch durch Unterlassen Unheil gestiftet werden kann.
Donnerstag, 7. Januar 2010
Klima - je t'adore
Der Franzose hat ja an und für sich gute Nerven. Über "Le Waldsterben" hat er ebenso gelacht wie über die Wolke von Tschernobyl. Deshalb muß er auch vorläufig keine "taxe carbone" Kohlendioxidsteuer) zahlen. Dafür aber mehr als dreimal soviel Steuern aufs Hausbesitzen und Wohnen, wenn er sich - man staunt! - eine Zentralheizung einbauen läßt. Die gilt nämlich als Luxus.
Und deshalb hat man südlich von Lyon keine - ist ja auch SÜDEN - und da brauchts keine Heizung, hein?
Auch keine Schornsteinfeger für die baufälligen Kamine, die man im Do-it-yourself-Verfahren durch- und dabei manchmal abfackelt, architektonische Schönheiten, die selbstredend keine Rußpartikelfilter aufweisen. Der interessante Nebeneffekt: winters liegen Städte, Dörfer, Weiler unter einer pittoresken Nebeldecke. Ob das klimaschädlich ist? Keine Ahnung. Auf jeden Fall wahrnehmungsstörend: kaum tritt einer vor die Haustür, schon tränen die Augen.
Frankreich - Land der schönen Illusionen und getrübten Linsen?
Oder nur ein Beispiel für eine absolut widersinnige Fehlsteuerung des ökologischen Verhaltens durch ökonomische Abschreckung?
Während die Deutschen Extremlösungen bevorzugen - Putz ab, ästhetisch neutrale Wärmedämmung drauf - behalten die Franzosen ihre stahlharten Nerven.
Sieht wer irgendwo einen Mittelweg? Dann bitte ich um Mitteilung.
Und deshalb hat man südlich von Lyon keine - ist ja auch SÜDEN - und da brauchts keine Heizung, hein?
Auch keine Schornsteinfeger für die baufälligen Kamine, die man im Do-it-yourself-Verfahren durch- und dabei manchmal abfackelt, architektonische Schönheiten, die selbstredend keine Rußpartikelfilter aufweisen. Der interessante Nebeneffekt: winters liegen Städte, Dörfer, Weiler unter einer pittoresken Nebeldecke. Ob das klimaschädlich ist? Keine Ahnung. Auf jeden Fall wahrnehmungsstörend: kaum tritt einer vor die Haustür, schon tränen die Augen.
Frankreich - Land der schönen Illusionen und getrübten Linsen?
Oder nur ein Beispiel für eine absolut widersinnige Fehlsteuerung des ökologischen Verhaltens durch ökonomische Abschreckung?
Während die Deutschen Extremlösungen bevorzugen - Putz ab, ästhetisch neutrale Wärmedämmung drauf - behalten die Franzosen ihre stahlharten Nerven.
Sieht wer irgendwo einen Mittelweg? Dann bitte ich um Mitteilung.
Dienstag, 5. Januar 2010
Rücksicht auf die Polen
Und jetzt wieder Erika Steinbach mit einem überaus triftigen Vorschlag.
Und jetzt wieder die bekannten Einwände - man müsse Rücksicht auf "die Polen" nehmen. Auf welche Polen? Es gibt viele, die vieles ganz anders sehen als ein paar Hardliner insbesonder auf Regierungsseite. Und die unsere scheinheilige Rücksichtnahme nicht brauchen.
Siehe meinen Kommentar dazu: hier
Und jetzt wieder die bekannten Einwände - man müsse Rücksicht auf "die Polen" nehmen. Auf welche Polen? Es gibt viele, die vieles ganz anders sehen als ein paar Hardliner insbesonder auf Regierungsseite. Und die unsere scheinheilige Rücksichtnahme nicht brauchen.
Siehe meinen Kommentar dazu: hier
Montag, 4. Januar 2010
Zeitsouveränes Nachhören...
so nennt das der HR, wenn man einen Beitrag verpaßt hat und ihn später hört - wie zum Beispiel diesen hier, auf den mich KD Wolff aufmerksam machte:
http://mp3.podcast.hr-online.de/mp3/podcast/hr2_wissenswert/hr2_wissenswert_20100104.mp3
http://mp3.podcast.hr-online.de/mp3/podcast/hr2_wissenswert/hr2_wissenswert_20100104.mp3
Verstehende Männer
Es gibt sie, die sensiblen Männer, die sich ums Verstehen verdient machen! Zum Beispiel Peter Scholl-Latour: er weist uns eindrücklich darauf hin, daß es auch islamische Tugenden gebe, "die wir nicht besitzen" (zit. nach FAZ v. 4. 1.). Und auf diese Tugenden müßten wir Rücksicht nehmen und also unseren muslimischen Gesprächspartnern Frauen ersparen wie die Familienministerin Kristina Köhler, die 32 Jahre alt ist, ledig und "in wilder Ehe" lebt, weshalb sie "inakzeptabel" sei. In der Tat. Akzeptabel wäre höchstens ein Mann, der seine Frauen im Griff hat.
Auch ein sensibler Mann - und ebenfalls im besten Alter - ist Albrecht Müller, der am Samstag eine ganze Seite lang von Willy Brandt träumte - in der fälschlich als konservativ angesehenen FAZ. Seine Botschaft: der Menschenfreund und Menschenfischer Brandt (Messias?) habe sich um das Verständnis der Sowjetunion und Polens verdient gemacht. Und heute? "Jetzt kommt es darauf an, die vom Islam geprägten Völker besser zu verstehen."
Richtig. Wir alle wollen endlich verstehen, warum man in islamisch geprägten Ländern Ehebrecherinnen zu steinigen pflegt. Es gibt eben Tugenden, die wir hier im gottlosen Westen nicht besitzen.
Auch ein sensibler Mann - und ebenfalls im besten Alter - ist Albrecht Müller, der am Samstag eine ganze Seite lang von Willy Brandt träumte - in der fälschlich als konservativ angesehenen FAZ. Seine Botschaft: der Menschenfreund und Menschenfischer Brandt (Messias?) habe sich um das Verständnis der Sowjetunion und Polens verdient gemacht. Und heute? "Jetzt kommt es darauf an, die vom Islam geprägten Völker besser zu verstehen."
Richtig. Wir alle wollen endlich verstehen, warum man in islamisch geprägten Ländern Ehebrecherinnen zu steinigen pflegt. Es gibt eben Tugenden, die wir hier im gottlosen Westen nicht besitzen.
Sonntag, 3. Januar 2010
Landei trifft Großstadt
Tragen die Verkäuferinnen in den Kaufhäusern Berlins ihre Sommersachen auf, weil es drinnen überheizt ist? Oder heizen die in Berlin derart ein, damit Verkäuferinnen und Büroangestellte schulterfrei arbeiten können? Und ihre potentiellen Kundinnen den Wunsch verspüren, sich die Winterkleidung vom Leib zu reißen?
Ein politisch höchst bedeutsames Thema, man denke an Theo Sarrazin, der einen Sturm der Entrüstung geerntet hat, als er menschenverachtend behauptet hat, man könne im Winter die Heizung auch mal runterschrauben und sich einen Pullover anziehen.
Ein grundvernünftiger Vorschlag, aber nicht konjunkturfördernd.
Und deshalb wird man demnächst allenthalben den Putz von alten Häusern abschlagen, um sie innen und außen thermoskannenhaft fest zu versiegeln. Damit man drinnen schulterfrei tragen kann. Das nennt sich Heizkosten sparen.
Wo es noch alte Häuser gibt, wird es sie bald nicht mehr geben. Die vertragen solche Versiegelung nämlich nicht. Ihre Bewohner auch nicht: Schimmel in den Wänden, zum Beispiel.
Ein politisch höchst bedeutsames Thema, man denke an Theo Sarrazin, der einen Sturm der Entrüstung geerntet hat, als er menschenverachtend behauptet hat, man könne im Winter die Heizung auch mal runterschrauben und sich einen Pullover anziehen.
Ein grundvernünftiger Vorschlag, aber nicht konjunkturfördernd.
Und deshalb wird man demnächst allenthalben den Putz von alten Häusern abschlagen, um sie innen und außen thermoskannenhaft fest zu versiegeln. Damit man drinnen schulterfrei tragen kann. Das nennt sich Heizkosten sparen.
Wo es noch alte Häuser gibt, wird es sie bald nicht mehr geben. Die vertragen solche Versiegelung nämlich nicht. Ihre Bewohner auch nicht: Schimmel in den Wänden, zum Beispiel.
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Reden wir mal nicht über das Versagen der Bundes- und Landesregierungen, einzelner Minister, der Frau Kanzler. Dazu ist im Grunde alles ge...
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