als Journalistin habe sie seit der Kachelmann-Schote (Berichterstattung konnte man das ja nicht nennen) verloren, schreibt Leyendecker in der Zeit.
Seltsam: hatte sie jemals eins?
Der Kabarettist Dieter Hildebrandt fühlt sich von ihren Kommentaren irritiert und fragt: „Hat eigentlich Kachelmann Alice Schwarzer vergewaltigt oder umgekehrt?“
Dafür hat Frau Schwarzer direkten Zugriff auf "Maischberger" - sie sorgt dafür, dass Leute nicht eingeladen werden, die sie nicht mag - weder Kollegin Sabine Rückert noch Kachelmann-anwalt schwenn. Na, das ist wirklich Spitzen-Journalismus!
Dienstag, 31. Mai 2011
Es gibt noch Richter in Mannheim
Zum Fall Kachelmann:
http://zettelsraum.blogspot.com/2011/05/marginalie-freispruch-fur-kachelmann.html
Hochinteressant die Titelgeschichte im Spiegel dieser Woche von Gisela Friedrichsen - darüber lohnt es sich nachzudenken.
http://zettelsraum.blogspot.com/2011/05/marginalie-freispruch-fur-kachelmann.html
Hochinteressant die Titelgeschichte im Spiegel dieser Woche von Gisela Friedrichsen - darüber lohnt es sich nachzudenken.
Aufstand? Nö, nich?
Es ist schon verblüffend, wie lange die CDU stillgehalten hat angesichts sinkender Wählerzahlen und wachsender Zumutungen. Doch derzeit zeigt die Kanzlerin Schwäche, und das und die eigenen Niederlagen scheinen mutig zu machen: plötzlich regt sich ein Hauch Widerstand in der Partei, auch wenn von Aufstand nicht die Rede sein kann. Zeit wird’s, möchte man da rufen, schließlich hat es lange so ausgesehen, als ob es Angela Merkel auf Dauer gelungen wäre, jede Konkurrenz zu eliminieren und alle Opposition im Keime zu ersticken.
Der baden-württembergische CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Strobl aber wirkt durchaus lebendig und seine Kritik am System Merkel ist deutlich. Man habe den innerparteilichen Streit verlernt, die Lebenswirklichkeit der Bürger aus dem Auge verloren und mit der Arroganz der Macht die eigene Glaubwürdigkeit verspielt, heißt es in einem Thesenpapier, mit dem er neuer Landesparteivorsitzender werden will. Die CDU sei sich noch nicht einmal mehr des eigenen Wertefundaments sicher.
Die kaum verhüllte Kritik trifft die Kanzlerin zum falschen Zeitpunkt – oder auch zum richtigen. Ihre internationale Reputation ist angeschlagen, es ist ihr bislang nicht gelungen, auch nur einen einzigen international bedeutsamen Posten mit einem deutschen Vertreter zu besetzen. Und zu Hause darf sie um die Kanzlermehrheit fürchten, wenn es um Ausstattung und Fortschreibung des Euro-Rettungsschirms geht. Zwar sind es ausgerechnet die Grünen, die beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen die Regierung eingereicht haben, weil die in Sachen Euro-Rettung den Bundestag übergangen habe. Aber auch im eigenen Lager erzeugt die Europapolitik der Regierung Unruhe und Unmut. Der Mann im zweithöchsten Amt des Staates, Bundestagspräsident Norbert Lammert, hat bereits vor Monaten seine Kanzlerin darüber belehrt, dass Beschlüsse von einer solchen Tragweite nicht ohne das Votum des Parlaments statthaft sind. „Intern brodelt’s gewaltig“, bemerkte jüngst der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann. Endlich dringt das auch nach draussen.
Denn angesichts der Milliarden, um die es hier geht, angesichts des wachsenden Misstrauens der Steuerzahler, die wissen wollen, wofür noch sie geradestehen sollen, wenn sich zum strauchelnden Griechenland auch Italien und Spanien gesellen, hat man in der CDU allen Grund, sich zu fürchten.
Sollte die Kanzlerin geglaubt haben, durch ihren rasanten Positionswechsel in Sachen Atomenergie von der dräuenden EU-Katastrophe abgelenkt zu haben, so dürfte sie sich getäuscht haben. Die Bürger haben darin reine Wahltaktik erkannt, Opportunismus, nicht Lernvermögen. Dass die Energiewende für die CDU kein Gewinnerthema sei, weshalb man die Angelegenheit schnell eintüten müsse, hat mittlerweile auch die Kanzlerin begriffen.
Das Euro-Thema aber wird ihr erhalten bleiben und damit droht, wie CDU-Vorstand Schlarmann kühl konstatiert, der CDU ein Desaster bei den Bundestagswahlen 2013. Dann nämlich, wenn auch der letzte Steuerzahler hierzulande begriffen hat, dass die Politik der Merkelregierung in Sachen Griechenland nicht nur das Drama verschleppt, sondern die Folgekosten ins Gigantische hat wachsen lassen.
Ob es da hilft, wenn es die CDU mit ein bisschen mehr Lebensgefühl, mit Wärme und Emotionen versuchte, wie Thomas Strobl empfiehlt? Wenn sie, mit anderen Worten, ihre Ziele und Zwecke etwas liebenswürdiger kommunizierte?
Aber an Gefühl fehlt es uns in diesem Lande doch gar nicht. Der schlimmste Vorwurf an Thilo Sarrazin lautete bezeichnenderweise, er lasse es an menschlicher Wärme vermissen und setze Zahlen an die Stelle von Gefühlen. Ausgerechnet im Land der Ingenieurskunst mangelt es vielmehr an den Grundrechenarten. Am Verständnis dafür, was 1,9 Billiarden Schulden für Staat und Steuerzahler bedeuten. An klaren Prognosen, wie teuer uns eine EU als Transferunion kommen wird.
Sicher: Angela Merkels sachliche Art kommt mittlerweile nur noch als Kaltschnäuzigkeit an. Doch die Probleme, die mit dem Scheitern der Währungsunion auf unser Land zukommen, sind keine Angelegenheit der Gefühle, obwohl es die Vokabeln „Solidarität“ und „Rettungsschirm“– oder auch „deutscher Egoismus“ - suggerieren. Es fehlt, im Gegenteil, am kalten Blick, an rationaler Überlegung, an ökonomischer Strenge - und an deutscher Führungsstärke. Die Kanzlerin verschont uns nicht nur mit ihren Gefühlen, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Sie lässt auch Verstand und Entscheidungskraft vermissen. Und das hat das Land irgendwie nicht verdient.
Für: Die Meinung, NDR-Info, 29. Mai 2011
Der baden-württembergische CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Strobl aber wirkt durchaus lebendig und seine Kritik am System Merkel ist deutlich. Man habe den innerparteilichen Streit verlernt, die Lebenswirklichkeit der Bürger aus dem Auge verloren und mit der Arroganz der Macht die eigene Glaubwürdigkeit verspielt, heißt es in einem Thesenpapier, mit dem er neuer Landesparteivorsitzender werden will. Die CDU sei sich noch nicht einmal mehr des eigenen Wertefundaments sicher.
Die kaum verhüllte Kritik trifft die Kanzlerin zum falschen Zeitpunkt – oder auch zum richtigen. Ihre internationale Reputation ist angeschlagen, es ist ihr bislang nicht gelungen, auch nur einen einzigen international bedeutsamen Posten mit einem deutschen Vertreter zu besetzen. Und zu Hause darf sie um die Kanzlermehrheit fürchten, wenn es um Ausstattung und Fortschreibung des Euro-Rettungsschirms geht. Zwar sind es ausgerechnet die Grünen, die beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen die Regierung eingereicht haben, weil die in Sachen Euro-Rettung den Bundestag übergangen habe. Aber auch im eigenen Lager erzeugt die Europapolitik der Regierung Unruhe und Unmut. Der Mann im zweithöchsten Amt des Staates, Bundestagspräsident Norbert Lammert, hat bereits vor Monaten seine Kanzlerin darüber belehrt, dass Beschlüsse von einer solchen Tragweite nicht ohne das Votum des Parlaments statthaft sind. „Intern brodelt’s gewaltig“, bemerkte jüngst der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann. Endlich dringt das auch nach draussen.
Denn angesichts der Milliarden, um die es hier geht, angesichts des wachsenden Misstrauens der Steuerzahler, die wissen wollen, wofür noch sie geradestehen sollen, wenn sich zum strauchelnden Griechenland auch Italien und Spanien gesellen, hat man in der CDU allen Grund, sich zu fürchten.
Sollte die Kanzlerin geglaubt haben, durch ihren rasanten Positionswechsel in Sachen Atomenergie von der dräuenden EU-Katastrophe abgelenkt zu haben, so dürfte sie sich getäuscht haben. Die Bürger haben darin reine Wahltaktik erkannt, Opportunismus, nicht Lernvermögen. Dass die Energiewende für die CDU kein Gewinnerthema sei, weshalb man die Angelegenheit schnell eintüten müsse, hat mittlerweile auch die Kanzlerin begriffen.
Das Euro-Thema aber wird ihr erhalten bleiben und damit droht, wie CDU-Vorstand Schlarmann kühl konstatiert, der CDU ein Desaster bei den Bundestagswahlen 2013. Dann nämlich, wenn auch der letzte Steuerzahler hierzulande begriffen hat, dass die Politik der Merkelregierung in Sachen Griechenland nicht nur das Drama verschleppt, sondern die Folgekosten ins Gigantische hat wachsen lassen.
Ob es da hilft, wenn es die CDU mit ein bisschen mehr Lebensgefühl, mit Wärme und Emotionen versuchte, wie Thomas Strobl empfiehlt? Wenn sie, mit anderen Worten, ihre Ziele und Zwecke etwas liebenswürdiger kommunizierte?
Aber an Gefühl fehlt es uns in diesem Lande doch gar nicht. Der schlimmste Vorwurf an Thilo Sarrazin lautete bezeichnenderweise, er lasse es an menschlicher Wärme vermissen und setze Zahlen an die Stelle von Gefühlen. Ausgerechnet im Land der Ingenieurskunst mangelt es vielmehr an den Grundrechenarten. Am Verständnis dafür, was 1,9 Billiarden Schulden für Staat und Steuerzahler bedeuten. An klaren Prognosen, wie teuer uns eine EU als Transferunion kommen wird.
Sicher: Angela Merkels sachliche Art kommt mittlerweile nur noch als Kaltschnäuzigkeit an. Doch die Probleme, die mit dem Scheitern der Währungsunion auf unser Land zukommen, sind keine Angelegenheit der Gefühle, obwohl es die Vokabeln „Solidarität“ und „Rettungsschirm“– oder auch „deutscher Egoismus“ - suggerieren. Es fehlt, im Gegenteil, am kalten Blick, an rationaler Überlegung, an ökonomischer Strenge - und an deutscher Führungsstärke. Die Kanzlerin verschont uns nicht nur mit ihren Gefühlen, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Sie lässt auch Verstand und Entscheidungskraft vermissen. Und das hat das Land irgendwie nicht verdient.
Für: Die Meinung, NDR-Info, 29. Mai 2011
Was will das Weib?
Nur Bauknecht wusste einst, was Frauen wollen. Sigmund Freud wusste es nicht, der die große Frage „Was will das Weib“ auch nach dreißigjährigem Forschen nicht beantworten konnte. Hätte er es vielleicht mal fragen sollen, das Weib? Ach, das hätte ihn wahrscheinlich auch nicht weitergebracht. Denn auch die Frauen selbst scheinen es nicht zu wissen. Die heutigen jedenfalls zeigen sich entscheidungsschwach: wollen sie Kinder, Küche, Kerl? Oder doch lieber Karriere? Oder beides? Alles auf einmal? Eins nach dem anderen? Bei vielen hält der Zweifel so lange an, bis sich die Frage durch den Gang der Dinge von selbst erledigt hat.
Und daran ist mal nicht die Unterdrückung durchs Patriarchat schuld, im Gegenteil: seit den Frauen wenigstens hierzulande niemand mehr sagt, was sie müssen; seit sie endlich auch dürfen, was sie wollen, scheinen sie sich selbst ein Rätsel geworden zu sein.
Gut also, dass sich neuerdings wieder mächtige Stimmen erheben, die den Weibern sagen, wo’s lang geht. Diesmal sind es allerdings nicht Landes- und Kirchenfürsten, die ihnen bei ihrer Willensfindung beistehen, sondern die Frauen, die Mütter, ach was: die Großmütter der Bewegung, die den richtigen Weg ausleuchten. Alice Schwarzer zeigt sich angeekelt vom bloßen „Wellness-Feminismus“ scheinemanzipierter „Girlies“ und faltet auch schon mal eine Ministerin zusammen, die sie, weil Kristina Schröder höfliche Kritik an der alten Frauenbewegung wagte, für „schlicht ungeeignet“ erklärt. Und Bascha Mika, einst Chefdompteuse der „taz“, bestreitet ein ganzes Buch mit der These, Frauen seien feige. Den beiden Oberfrauen zufolge sind sie Verräterinnen an der Sache, die Damen, die sich heimlich in die Küche und an den Herd schleichen, wo sie ihre eigene „Vermausung“ betreiben. Sie verludern den Feminismus, klagt Alice Schwarzer, machen sich zu „Komplizinnen des Systems“, behauptet Bascha Mika, statt sich und damit „einen Teil der Welt“ zu retten.
Irgendwie klingt das wie das alte Lied. Frauen können alles und machen es niemandem recht – nicht sich selbst, nicht den Männern, nicht anderen Frauen, mit den Müttern angefangen. Aber vor allem nicht den Übermüttern der Frauenbewegung.
Deren gekränkter Aufschrei trägt gewiss nicht zur Verständigung der Generationen bei. Die alte Leier wird nicht aufregender, weil hier nicht Vati, sondern Mutti vom Krieg erzählt.
Bascha Mikas Sicht auf die jüngeren Frauen wirkt regelrecht verschroben. Ob sie sie mit ihren Ururgroßmüttern verwechselt, wenn sie ihnen den Rat gibt, sich „von der inneren Kittelschürze (zu) verabschieden“ und die „Opferrolle“ abzulegen? Eine so eindimensionale Sicht des Frauenlebens erfasst herzlich wenig von den vielen gelebten Möglichkeiten. Zumal es ein Trugschluss ist, dass Frauen Opfer sind, nur weil sie nicht leben wie linke Metropolenfrauen.
Girls just wanna have fun, inklusive Kerle, Kinder, Küche? Ja, was wäre daran denn so schlimm? Weil sie die Welt damit nicht retten? Doch so ist das nun einmal mit den Freiheitsrechten - es steht auch den Frauen frei, nicht um jeden Preis zu wollen, worauf sie ein von anderen erkämpftes Recht haben. Auch das ist ihr gutes Recht.
Allen öffentlichen Kampagnen zum Trotz wird nur eine verschwindend kleine Minderheit der Frauen Ingenieur oder macht eine Maurerlehre. Frauen streben auch nicht unbedingt in die Aufsichtsräte der Republik und an die Schalthebel der Macht, was die bei den Parteien derzeit populäre Forderung nach einer Quote als bloß symbolische Politik entlarvt. Oder geht es wirklich darum, wie jüngst in der FAZ zu lesen war, dass nur die Quote den Männerclubs ihr mieses Sexualverhalten austreiben kann? Quotenfrau Kontrolletti?
Obwohl ihnen alle Wege offen stehen, entscheiden sich die meisten Frauen für klassische Frauenberufe. Und die, die in einem klassischen Männerberuf Karriere machen? Verlassen ihn oft vorzeitig, weil sie noch anderes im Leben vorhaben. Frauen, konstatieren Forscherinnen, nehmen sich die Freiheit, die sie heute haben, um sich anders zu entscheiden als Männer, weil sie andere Ansprüche ans Leben und ans Berufsleben haben. Männer und Frauen sind nunmal unterschiedlich.
Da geht dann der Streit gleich wieder los. Wer sich die Freiheit nimmt, Frauen in ihren Lebensentscheidungen ernst zu nehmen, wer daraus auf Geschlechtsunterschiede schließt und gar die Biologie, die Hormone, die „Natur“ zitiert, darf mit erbittertem Widerstand rechnen. Frauen selbst trauen ihren Geschlechtsgenossinnen nicht zu, freie Entscheidungen getroffen zu haben, wenn sie Kinder und Haushalt wählen oder selbstbewusst dem sozialen Beruf statt der lukrativen Karriere den Vorzug geben. Reden von Manipulation, erinnern mahnend an die Rente. Doch unbeirrt verhalten sich die meisten Frauen auch weiterhin wenig karrierefördernd, arbeiten Teilzeit und lassen sich im Beruf von den Männern abhängen, die mit größerem Ehrgeiz und der freiwilligen 60-80-Stundenwoche an ihnen vorbeiziehen. Sie scheinen, ganz einfach, andere Ziele zu haben.
Die gesammelten Botschaften aus der Realität zeigen, dass Frauen einfach nicht tun, was „Gender Mainstreaming“ vorsieht. Nur vor einem sehr engen Horizont lässt sich das als Unterwerfung interpretieren. Die Dinge sind komplizierter.
Fangen wir mit den unangenehmen Botschaften an: Frauen sind weder blöd noch Opfer und die meisten von ihnen können rechnen. Manche von ihnen sind durchaus kühl kalkulierende Subjekte: sie schicken den Mann frühmorgens zum Geldanschaffen aus dem Haus, dessen Bereitschaft dazu im übrigen steigt, sobald Kinder da sind. Nicht, dass die Damen nun sämtlich zuhause säßen bei Milchkaffee und Maniküre. Aber wer behauptet eigentlich, dass die Freude an Küche und Kindern nicht ebenso groß sein kann wie die Erfüllung, die der Mann in seinem Beruf findet? Zur Freiheit der Frauen gehört auch, etwas zu wählen, was gerade kein uraltes Rollenmodell ist, sondern eher eine Errungenschaft der Neuzeit. In der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts kämpfte man dagegen, alle und alles in die große Tretmühle des Frühkapitalismus zu geben und empfand die Hausfrauenehe als Freiheit.
Und die Rente, für die Hausfrau und Mutter nicht einzahlt? Und was, wenn er sie irgendwann verlässt, weil er was Frischeres hat? Dagegen helfen Voraussicht und ein Ehevertrag und im übrigen das deutsche Scheidungsrecht, das nicht dafür bekannt ist, dass es die Männer begünstigt.
Ach ja, die Männer. Während Frauen tun dürfen, was sie wollen, stehen Männer unter Verdacht. Nicht alle sind Vergewaltiger, nicht alle notorische Fremdgänger. Doch für alle halten die Fälle Jörg Kachelmann und Dominique Strauss-Kahn eine deutliche Botschaft bereit: Wie mit diesen Beschuldigten vorverurteilend umgegangen wurde, zeigt, welche Macht schon der bloße Verdacht haben kann. Und welche Macht Frauen haben können, die sich des Verdachts bedienen. Ohne etwa sexuelle Übergriffe der Männer kleinreden zu wollen – wahr ist auch, dass einige Frauen sich für die Ausnutzung ihrer Machtposition als scheinbar Ohnmächtige gewiss nicht zu schade sind.
Frauen mögen also feige sein, wenn es um Berufskarrieren geht, Opfer im Hausfrauenkittel sind sie nicht. Und dass es die Männer wären, die sie an einer Karriere hinderten, so sie denn eine wollen, stimmt immer wieder – und immer wieder nicht. Gut ausgebildete Frauen werden umworben wie nie zuvor. Die Demografie und der Fachkräftemangel arbeiten ihnen zu: Unternehmen bezahlen heute fast jeden Preis, um ihre qualifizierten Mitarbeiterinnen zu halten. Doch selbst der reicht oft nicht aus, um Frauen die „Doppelbelastung“ mit Kindern und Karriere schmackhaft zu machen. Frauen verdienen im Schnitt nicht deshalb weniger als Männer, weil man ihnen etwas vorenthält, sondern weil sie Teilzeitmodelle wählen und weniger Zeit am Arbeitsplatz zu verbringen.
Was tun? Das, was die Mütter der Bewegung nicht tun: die Wünsche und den Willen von Frauen ernstnehmen. Englische und amerikanische Untersuchungen kommen zu einem einleuchtenden Befund: viele Frauen wollen nicht alles gleichzeitig, sondern eins nach dem anderen. Nicht Kinder UND Karriere, sondern erst die Kinder und den Beruf in Maßen. Was spricht eigentlich dagegen? Lediglich ein gesellschaftliches Vorurteil, dem zufolge Menschen spätestens mit 40 beruflich etwas darstellen müssen, weil aus ihnen sonst nichts mehr wird. Das bremst. Erst wenn Frauen nicht mehr fürchten müssen, beruflich ins Aus zu geraten, wenn sie ihre Kinder eine Zeitlang wichtiger nehmen als ihren Beruf, könnte gelingen, was Politiker bislang mit Geld nicht zustandebringen: dass Frauen wieder Kinder kriegen.
Und noch etwas. Es ist in der Tat einigermaßen unsinnig, dass viele auf Kosten der Gemeinschaft hochqualifizierte Frauen ihre Energien in die Verwaltung des Einkaufszettels und der Termine ihrer Sprösslinge stecken. Doch warum soll Ausbildung nur in den Jahren stattfinden können, in denen Frauen Kinder kriegen? Und: warum müssen Eltern für den Kindergarten zahlen, während den Studenten die Gebühren für eine privilegierte Ausbildung erspart bleiben, weshalb es auch egal ist, ob sie jemals etwas daraus machen? Warum die allgemeine Altersdiskriminierung, die einen späten Berufseinstieg noch immer erschwert, ja unmöglich macht?
Die Quote ist Quatsch. Die Diskussion darüber tut so, als ob noch immer der Kampf der Geschlechter unser Leben bestimmt. In Wirklichkeit sind es unsere Lebens- und Arbeitsstrukturen, die nicht mehr passen. Auch wenn man damit nicht die Welt rettet: hier läge die Möglichkeit, sie zumindest zu verändern.
Frauen können alles und machen es niemandem recht. Warum die Quote Quatsch ist, für: Gedanken zur Zeit, NDR, Heinrich Wilhelm Pott, 29. Mai, 9:20 – 9:30
Und daran ist mal nicht die Unterdrückung durchs Patriarchat schuld, im Gegenteil: seit den Frauen wenigstens hierzulande niemand mehr sagt, was sie müssen; seit sie endlich auch dürfen, was sie wollen, scheinen sie sich selbst ein Rätsel geworden zu sein.
Gut also, dass sich neuerdings wieder mächtige Stimmen erheben, die den Weibern sagen, wo’s lang geht. Diesmal sind es allerdings nicht Landes- und Kirchenfürsten, die ihnen bei ihrer Willensfindung beistehen, sondern die Frauen, die Mütter, ach was: die Großmütter der Bewegung, die den richtigen Weg ausleuchten. Alice Schwarzer zeigt sich angeekelt vom bloßen „Wellness-Feminismus“ scheinemanzipierter „Girlies“ und faltet auch schon mal eine Ministerin zusammen, die sie, weil Kristina Schröder höfliche Kritik an der alten Frauenbewegung wagte, für „schlicht ungeeignet“ erklärt. Und Bascha Mika, einst Chefdompteuse der „taz“, bestreitet ein ganzes Buch mit der These, Frauen seien feige. Den beiden Oberfrauen zufolge sind sie Verräterinnen an der Sache, die Damen, die sich heimlich in die Küche und an den Herd schleichen, wo sie ihre eigene „Vermausung“ betreiben. Sie verludern den Feminismus, klagt Alice Schwarzer, machen sich zu „Komplizinnen des Systems“, behauptet Bascha Mika, statt sich und damit „einen Teil der Welt“ zu retten.
Irgendwie klingt das wie das alte Lied. Frauen können alles und machen es niemandem recht – nicht sich selbst, nicht den Männern, nicht anderen Frauen, mit den Müttern angefangen. Aber vor allem nicht den Übermüttern der Frauenbewegung.
Deren gekränkter Aufschrei trägt gewiss nicht zur Verständigung der Generationen bei. Die alte Leier wird nicht aufregender, weil hier nicht Vati, sondern Mutti vom Krieg erzählt.
Bascha Mikas Sicht auf die jüngeren Frauen wirkt regelrecht verschroben. Ob sie sie mit ihren Ururgroßmüttern verwechselt, wenn sie ihnen den Rat gibt, sich „von der inneren Kittelschürze (zu) verabschieden“ und die „Opferrolle“ abzulegen? Eine so eindimensionale Sicht des Frauenlebens erfasst herzlich wenig von den vielen gelebten Möglichkeiten. Zumal es ein Trugschluss ist, dass Frauen Opfer sind, nur weil sie nicht leben wie linke Metropolenfrauen.
Girls just wanna have fun, inklusive Kerle, Kinder, Küche? Ja, was wäre daran denn so schlimm? Weil sie die Welt damit nicht retten? Doch so ist das nun einmal mit den Freiheitsrechten - es steht auch den Frauen frei, nicht um jeden Preis zu wollen, worauf sie ein von anderen erkämpftes Recht haben. Auch das ist ihr gutes Recht.
Allen öffentlichen Kampagnen zum Trotz wird nur eine verschwindend kleine Minderheit der Frauen Ingenieur oder macht eine Maurerlehre. Frauen streben auch nicht unbedingt in die Aufsichtsräte der Republik und an die Schalthebel der Macht, was die bei den Parteien derzeit populäre Forderung nach einer Quote als bloß symbolische Politik entlarvt. Oder geht es wirklich darum, wie jüngst in der FAZ zu lesen war, dass nur die Quote den Männerclubs ihr mieses Sexualverhalten austreiben kann? Quotenfrau Kontrolletti?
Obwohl ihnen alle Wege offen stehen, entscheiden sich die meisten Frauen für klassische Frauenberufe. Und die, die in einem klassischen Männerberuf Karriere machen? Verlassen ihn oft vorzeitig, weil sie noch anderes im Leben vorhaben. Frauen, konstatieren Forscherinnen, nehmen sich die Freiheit, die sie heute haben, um sich anders zu entscheiden als Männer, weil sie andere Ansprüche ans Leben und ans Berufsleben haben. Männer und Frauen sind nunmal unterschiedlich.
Da geht dann der Streit gleich wieder los. Wer sich die Freiheit nimmt, Frauen in ihren Lebensentscheidungen ernst zu nehmen, wer daraus auf Geschlechtsunterschiede schließt und gar die Biologie, die Hormone, die „Natur“ zitiert, darf mit erbittertem Widerstand rechnen. Frauen selbst trauen ihren Geschlechtsgenossinnen nicht zu, freie Entscheidungen getroffen zu haben, wenn sie Kinder und Haushalt wählen oder selbstbewusst dem sozialen Beruf statt der lukrativen Karriere den Vorzug geben. Reden von Manipulation, erinnern mahnend an die Rente. Doch unbeirrt verhalten sich die meisten Frauen auch weiterhin wenig karrierefördernd, arbeiten Teilzeit und lassen sich im Beruf von den Männern abhängen, die mit größerem Ehrgeiz und der freiwilligen 60-80-Stundenwoche an ihnen vorbeiziehen. Sie scheinen, ganz einfach, andere Ziele zu haben.
Die gesammelten Botschaften aus der Realität zeigen, dass Frauen einfach nicht tun, was „Gender Mainstreaming“ vorsieht. Nur vor einem sehr engen Horizont lässt sich das als Unterwerfung interpretieren. Die Dinge sind komplizierter.
Fangen wir mit den unangenehmen Botschaften an: Frauen sind weder blöd noch Opfer und die meisten von ihnen können rechnen. Manche von ihnen sind durchaus kühl kalkulierende Subjekte: sie schicken den Mann frühmorgens zum Geldanschaffen aus dem Haus, dessen Bereitschaft dazu im übrigen steigt, sobald Kinder da sind. Nicht, dass die Damen nun sämtlich zuhause säßen bei Milchkaffee und Maniküre. Aber wer behauptet eigentlich, dass die Freude an Küche und Kindern nicht ebenso groß sein kann wie die Erfüllung, die der Mann in seinem Beruf findet? Zur Freiheit der Frauen gehört auch, etwas zu wählen, was gerade kein uraltes Rollenmodell ist, sondern eher eine Errungenschaft der Neuzeit. In der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts kämpfte man dagegen, alle und alles in die große Tretmühle des Frühkapitalismus zu geben und empfand die Hausfrauenehe als Freiheit.
Und die Rente, für die Hausfrau und Mutter nicht einzahlt? Und was, wenn er sie irgendwann verlässt, weil er was Frischeres hat? Dagegen helfen Voraussicht und ein Ehevertrag und im übrigen das deutsche Scheidungsrecht, das nicht dafür bekannt ist, dass es die Männer begünstigt.
Ach ja, die Männer. Während Frauen tun dürfen, was sie wollen, stehen Männer unter Verdacht. Nicht alle sind Vergewaltiger, nicht alle notorische Fremdgänger. Doch für alle halten die Fälle Jörg Kachelmann und Dominique Strauss-Kahn eine deutliche Botschaft bereit: Wie mit diesen Beschuldigten vorverurteilend umgegangen wurde, zeigt, welche Macht schon der bloße Verdacht haben kann. Und welche Macht Frauen haben können, die sich des Verdachts bedienen. Ohne etwa sexuelle Übergriffe der Männer kleinreden zu wollen – wahr ist auch, dass einige Frauen sich für die Ausnutzung ihrer Machtposition als scheinbar Ohnmächtige gewiss nicht zu schade sind.
Frauen mögen also feige sein, wenn es um Berufskarrieren geht, Opfer im Hausfrauenkittel sind sie nicht. Und dass es die Männer wären, die sie an einer Karriere hinderten, so sie denn eine wollen, stimmt immer wieder – und immer wieder nicht. Gut ausgebildete Frauen werden umworben wie nie zuvor. Die Demografie und der Fachkräftemangel arbeiten ihnen zu: Unternehmen bezahlen heute fast jeden Preis, um ihre qualifizierten Mitarbeiterinnen zu halten. Doch selbst der reicht oft nicht aus, um Frauen die „Doppelbelastung“ mit Kindern und Karriere schmackhaft zu machen. Frauen verdienen im Schnitt nicht deshalb weniger als Männer, weil man ihnen etwas vorenthält, sondern weil sie Teilzeitmodelle wählen und weniger Zeit am Arbeitsplatz zu verbringen.
Was tun? Das, was die Mütter der Bewegung nicht tun: die Wünsche und den Willen von Frauen ernstnehmen. Englische und amerikanische Untersuchungen kommen zu einem einleuchtenden Befund: viele Frauen wollen nicht alles gleichzeitig, sondern eins nach dem anderen. Nicht Kinder UND Karriere, sondern erst die Kinder und den Beruf in Maßen. Was spricht eigentlich dagegen? Lediglich ein gesellschaftliches Vorurteil, dem zufolge Menschen spätestens mit 40 beruflich etwas darstellen müssen, weil aus ihnen sonst nichts mehr wird. Das bremst. Erst wenn Frauen nicht mehr fürchten müssen, beruflich ins Aus zu geraten, wenn sie ihre Kinder eine Zeitlang wichtiger nehmen als ihren Beruf, könnte gelingen, was Politiker bislang mit Geld nicht zustandebringen: dass Frauen wieder Kinder kriegen.
Und noch etwas. Es ist in der Tat einigermaßen unsinnig, dass viele auf Kosten der Gemeinschaft hochqualifizierte Frauen ihre Energien in die Verwaltung des Einkaufszettels und der Termine ihrer Sprösslinge stecken. Doch warum soll Ausbildung nur in den Jahren stattfinden können, in denen Frauen Kinder kriegen? Und: warum müssen Eltern für den Kindergarten zahlen, während den Studenten die Gebühren für eine privilegierte Ausbildung erspart bleiben, weshalb es auch egal ist, ob sie jemals etwas daraus machen? Warum die allgemeine Altersdiskriminierung, die einen späten Berufseinstieg noch immer erschwert, ja unmöglich macht?
Die Quote ist Quatsch. Die Diskussion darüber tut so, als ob noch immer der Kampf der Geschlechter unser Leben bestimmt. In Wirklichkeit sind es unsere Lebens- und Arbeitsstrukturen, die nicht mehr passen. Auch wenn man damit nicht die Welt rettet: hier läge die Möglichkeit, sie zumindest zu verändern.
Frauen können alles und machen es niemandem recht. Warum die Quote Quatsch ist, für: Gedanken zur Zeit, NDR, Heinrich Wilhelm Pott, 29. Mai, 9:20 – 9:30
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