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Wer hätte das gedacht? Wenn Frauen dürfen, tun sie, was sie
wollen. Nicht, was sie sollen.
Seit Frauen, jedenfalls hierzulande, nicht mehr den Gatten
fragen müssen, ob sie dieses tun oder jenes lassen dürfen, also seit etwa 1977,
ist genug Zeit verstrichen, um verlässliche Aussagen darüber zu treffen, was es
will, das Weib, wenn es frei ist, sich zu entscheiden.
Möchte es in die Aufsichtsräte der Republik? Begehrt es,
neue Wege der Energiegewinnung zu erforschen? Möchte es auf den Mond geschossen
oder an entlegene Kriegsschauplätze entsandt werden, Wolkenkratzer oder
Fußgängerbrücken errichten? Nur zu! Republikweit wird Frauen der rote Teppich
vor die Füße gelegt und innigst gebetet, dass sie ihn auch betreten mögen.
Doch sie tun es einfach nicht. Eine neue Untersuchung hat
untermauert, was man außerhalb der Filterblase von feministischen Lobbies, Frauenbeauftragten
und Politiker längst ahnt, ach was: weiß: Frauen wollen nicht massenhaft Aufsichtsrat
werden. Und auch nicht Ingenieur oder Informatiker, weshalb es dort partout nicht
gelingen will, die Hälfte der Führungspositionen weiblich zu besetzen, wie es
politisch erwünscht ist. Der weibliche Anteil an den technischen Berufen mit
den höheren Gehältern steigt trotz aller Bemühungen nicht, im Gegenteil: er
sinkt, und das vor allem in den westlichen Wohlstandsländern. Einer Studie ausColumbia kann man entnehmen, dass in Ländern mit den besten Bildungschancen wie
den skandinavischen der Anteil der Frauen, die
mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer studieren, inzwischen bei 20 Prozent
stagniert. Könnte es sein, dass sich Frauen dort, wo das private Glück dank starkem
Sozialstaat nicht vor allem vom Gelderwerb abhängt, freier fühlen, ihren
Neigungen nachzugehen, die offenbar auch noch ganz anders geartet sind als die der
Männer?
Das hört natürlich niemand gern, der Strategien wie
Quotierung und positive Diskriminierung befürwortet. Es wird schon nach wie vor
das Patriarchat schuld sein, das Frauen in die Küche zu den Kindern schickt.
Oder auch der konkrete Mann, der ihnen beim Aufstieg im Weg steht. Oder
sexuelle Übergriffe alter weißer Männer. Und dann der Gender Pay Gap: werden
Frauen nicht bei gleicher Arbeit noch immer schlechter bezahlt? Politiker
profilieren sich hierzulande gern mit frauenfreundlichen Forderungen, oder
besser: mit allem, was sie dafür halten. Kinderbetreuung etwa, ganztags, so
früh wie möglich, damit die Mütter ungehindert arbeiten gehen können.
Aber wollen sie das? Wollen das alle Frauen? Und wollen es
alle Frauen gleichermaßen?
Unzweifelhaft sollen Männer und Frauen gleiche Chancen
haben. Doch sie sind nicht gleich in ihren Neigungen, und das betrifft
keineswegs nur den biologischen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Den
allerdings auch: Frauen verdienen oft deshalb weniger, weil sie, ihrer Familie
wegen, auf die eine oder andere Weise weniger arbeiten. Positiv gewendet: sie arbeiten
weniger verbissen an ihrer Karriere, weil sie auch noch andere Interessen
haben. Und, auch das sei berücksichtigt, weil sie (männliche) Partner haben,
die sie darin unterstützen.
Wenn also Quoten und positive Diskriminierung nicht das
gewünschte Ergebnis haben, sofern man darunter Gleichheit zwischen den
Geschlechtern versteht, dann stellt sich die Frage, ob sie nicht geradezu
schaden.
Quoten auch in Bereichen, in denen Frauen in der Minderheit
sind, woran übrigens auch die Verwendung weiblicher Formen anstelle des
generischen Maskulinums nichts ändert, stellt die Qualifikation jeder Frau in
Frage, die hier reüssiert: sie wird stets im Verdacht stehen, lediglich
Quotenfrau zu sein. Noch bedenklicher: wer die unterschiedlichen Neigungen und
Interessen unterschlägt, damit also die freie Entscheidung von Frauen
bezweifelt, hält sie in der Opferrolle fest. Dabei werden Frauen dank politischem
Druck mittlerweile überall händeringend gesucht. An mangelnder Nachfrage
dürften Frauenkarrieren also nicht mehr scheitern.
Womöglich gibt es mittlerweile nur noch eins, das weiblichem
Streben im Wege steht: die Frauen selbst. Lieber sieht sich manch eine als
Opfer der Männer oder des Patriarchats, als sich einzugestehen, dass sie sich
nicht nur entscheiden kann, sondern auch entscheiden muss. Kurz: dass sie
selbst für ihr Schicksal verantwortlich ist. Um es mit Martin Luther King zu
sagen: Wir sollten aufhören, dem weißen Mann die Schuld zu geben.
Freiheit erhöht Verschiedenheit. Entsteht einer
Gesellschaft, deren Eliten es doch gern möglichst bunt und divers haben,
dadurch ein Nachteil? Ich denke: nein.
Zuerst: NDR, Die Meinung, 8. April 2018
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