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Man rühme und lobe Türen, feste, solide, geschlossene Türen.
Sie haben dafür gesorgt, dass ein Massaker in einer Synagoge in Halle an der
Saale ausblieb. Sie schützten Gläubige, die Jom Kippur feierten, den heiligsten
Tag des jüdischen Kalenders, vor der Mordlust eines Irrsinnigen, den offenbar nicht
nur Hass auf Juden antrieb. Quälend lange Minuten mussten sie um ihr Leben
fürchten, bis die Polizei kam. Eine vor der Synagoge zufällig vorbeikommende
Frau sowie der Kunde einer Dönerbude aber mussten ihr Leben lassen. Ein
Alptraum. Nein, die Wirklichkeit.
Manch einem fehlen da die Worte, der politischen Klasse
natürlich nicht. Trauer, Wut, Betroffenheit: wir kennen die Floskeln, aber
immerhin zeigte man Solidarität mit der jüdischen Gemeinde, selbst die sonst so
zurückhaltende Bundeskanzlerin ließ sich blicken. Um die beiden Ermordeten aber
trauerten zuerst die Betenden der Synagoge.
Wie wäre es mit ein wenig mehr Zurückhaltung auf
Politikerseite, oder wenigstens eine Zeit der Besinnung vor der allfälligen
„Einordnung“? Denn während ansonsten gern gewarnt wird vor
„Instrumentalisierung“ eines „Einzelfalls“, ist man diesmal mit Generalverdacht
und Ausdeuten der „geistigen Brandstifter“ schnell dabei. Gemeint ist, natürlich,
der politische Gegner: die AfD.
Prima, wenn man derart von eigenen Versäumnissen ablenken
kann. Springer-Chef Matthias Döpfner nennt das „Verharmlosung“ und sogar „Systemversagen“:
Wenn in Limburg ein „Allah“ rufender Mann einen LKW stiehlt und damit acht Personen verletzt, sprechen Politiker von einem verwirrten Einzeltäter. Ein Syrer, der die
Absperrung einer Synagoge überwindet und „Allahu Akbar“ ruft, während er ein Messer
zieht, wird einen Tag später freigelassen. Was für ein Zeichen an
Nachahmungstäter. Und als Kuwait Airways sich weigerte, jüdische Passagiere zu
befördern, kam hierzulande niemand auf die Idee, der Airline die Lande- und
Startgenehmigung zu verweigern. Wie war das noch mit der „besonderen deutschen
Verantwortung“?
Auch jene „geistigen Brandstifter“, die mit antisemitischen
Parolen durch Berlin ziehen, wie Palästinenser und Islamisten zum
Al-Quds-Marsch am 1. Juni in Berlin, laufen offenbar unter dem Radar unserer
Politiker, ebenso der importierte Antisemitismus vieler muslimischer Migranten,
denen der Judenhass seit Kindesbeinen eingetrichtert worden ist. Da aber fragt
niemand nach den gesellschaftlichen Ursachen oder den geistigen Brandstiftern
oder dem ziemlich globalen Netzwerk, das diesen Antisemitismus stützt.
Völlig klar: es gibt Antisemitismus in Deutschland, wie
überall auf der Welt, ein Wunder, wenn es anders wäre. Es gibt ohne Zweifel Rechtsextremisten
in Deutschland. Und es gibt Menschen, die ihren Wahn gewalttätig ausleben. Nach
allem, was man über den Täter von Halle weiß, worüber er selbst in einer Art
Manifest und per Video Auskunft gibt, handelt es sich um einen psychisch extrem
derangierten Mann. Ist er nun der Beweis dafür, dass es „dunkel wird in
Deutschland“, wie die „Welt“ titelte, ja, dass ganz Deutschland „in großer
Gefahr“ ist? Muss man ihn als Teil einer rechtsextremistischen Verschwörung
sehen, steht hinter ihm ein national agierendes Netzwerk?
Ehrlich gesagt: Daran darf man zweifeln, wenn man sich das
selbst gebastelte Waffenarsenal vor Augen führt.
Doch wäre es nicht bequemer, wenn er Teil von etwas Größerem
wäre? Denn ein rechtsextremes Netzwerk könnte man womöglich aufspüren und
ausschalten, ein deutsches Netzwerk zumal brächte einen nicht in Konflikt mit
den eigenen Idealen namens „bunt und vielfältig“. Das, scheint mir, steckt
hinter der Suche nach den „gesellschaftlichen Ursachen“: man möchte den Hebel
finden, mit dem man all diesen Schrecken verhindern kann. Doch das kann nicht
gelingen – es sei denn, man setzt auf Gedankenpolizei und Überwachungsstaat.
Denn man wird kaum jemanden daran hindern können, seine
Vorbilder bei anderen Wahnwitzigen zu suchen. Ebenso wenig kann man übrigens
jemanden daran hindern, aus dem Koran die Aufforderung zu gewalttätigem
Menschenhass herauszulesen.
Was hilft? Keine Lichterketten, keine Demonstrationen und
Betroffenheitsrituale. Manchmal solide Türen, noch solidere als die der
Synagoge in Halle. Vor allem Polizeischutz und die Anwendung geltender Gesetze.
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