Es gibt Tage, da fehlen einem die Worte. Es gibt Tage, an
denen man das Gefühl hat, alles bereits gesagt zu haben. Es gibt Tage, da
möchte man nicht recht gehabt haben. Heute ist so ein Tag – und wenn es diese
Kolumne nicht gäbe, hätte ich mich am liebsten auf einen langen Waldspaziergang
gemacht. Deutschland in Herbstfarben: was könnte schöner sein?
„Bunt“ jedenfalls wäre dafür der falsche Begriff.
Ein syrischer „Flüchtling“, den man besser Migrant oder
Einwanderer nennen sollte, sammelt Sprengstoff, der für einen größeren Anschlag
geeignet ist. In Chemnitz, einer Stadt in Dunkeldeutschland, das dem
Generalverdacht unterliegt, Hort dumpfdeutscher Rechtsradikaler zu sein.
Gefasst wird er nicht von der Polizei, die mit großem Aufgebot nach ihm
gefahndet hat und der er bereits einmal entkommen ist, sondern von Landsleuten
in Leipzig, die ihn fertig verschnürt den Ordnungskräften übergeben.
Eine Sternstunde der deutschen Sicherheitsorgane? Eher
nicht.
Generalverdacht gegen Syrer? Ganz offenkundig auch nicht.
War derlei vorhersehbar? Aber sicher doch. Alle, die im
vergangenen Jahr vor den Folgen von Angela Merkels Politik der offenen Grenzen
gewarnt haben, dürften sich bestätigt sehen: natürlich haben Menschen die
Chance genutzt, die sich ihnen damit bot – und zwar nicht nur jene, die gemeint
waren. Von allgemeiner Rechthaberei aber hört man nichts.
Dabei ist das Ende noch gar nicht erreicht. Beim Bundesamt
für Migration hat man tausendfachem Rechtsbruch Vorschub geleistet, indem man
Einwanderungswillige mit offenkundig gefälschten Papieren durchgewinkt hat. Bei
mehr als 2000 Fällen sind „gerichtsfeste Manipulationen“ festgestellt worden –
doch das BAMF hat gegen die Besitzer der gefälschten Urkunden nichtsunternommen.
Sie weilen nun unter uns – mit welchen Absichten, ist ungewiss.
Ungewiss ist auch, wie man diejenigen künftig rechtzeitig
ausfindig macht, die böse Absichten haben. Tatsächlich haben weder der deutsche
Verfassungsschutz noch der Bundesnachrichtendienst Zugriff „auf die Kerndatei der Asylbewerber“. SPD und Grüne hätten bislang „weitere Maßnahmen, die immer noch in der
Schublade liegen“, verhindert. Mit anderen Worten: noch immer ist nicht klar,
wer warum und mit welcher Berechtigung gekommen ist.
Zeit, dass sich das ändert. Denn auch die besagte „Kerndatei“
dürfte diejenigen nicht erfassen, die illegal ins Land gelangt sind und von
denen niemand weiß, ob und wo sie geblieben sind. Während der brave
Steuerbürger, jetzt schon in der Minderheit, in all seinen Regungen erfasst,
überprüft und verdonnert wird, soll das offenbar für all die vielen nicht
gelten, deren Lebensunterhalt er für längere und womöglich lange Zeit bestreiten
soll. Wahnsinn, ob mit oder ohne Methode.
Noch wehrt er sich nicht – ob aus deutschem Phlegma, edler
Langmut oder purer Angst davor, als kaltherziger Fremdenfeind zu gelten. Fragt
sich nur, wie lange noch.
Und so bleibt das weltoffene Deutschland vorerst offen für
alle Welt. Keine Regierung eines anderen Landes, die bei Verstand ist, würde
derart grenzenlose Selbstaufgabe zulassen und gar noch als Zeichen
vorbildlicher Toleranz anpreisen.
Natürlich muss nun niemand wegen eines Sprengstofflagers in
Chemnitz in Panik ausbrechen. Nicht jeder mit einem falschen Pass plant
Terroranschläge, das tun ja manchmal auch welche mit korrekten
Ausweisdokumenten. Doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass die einen
schweigen, weil sie längst resigniert haben – und die anderen, weil sie sich
ungemütliche Einsichten vom Leib halten wollen, aus Bequemlichkeit oder aus
Selbstschutz. „Wir müssen uns vor diesem Wahnsinn schützen, seelisch wiekörperlich“, schreibt Leon deWinter über den Angriff des radikalen Islam auf
die freie Welt.
Doch wir müssen uns nicht an alles gewöhnen. Vor allem nicht
daran, dass sich Deutschland und seine Bewohner nach außen hin als leichte
Beute darstellen, bei der man nur zugreifen muss. Das Beschwören von Recht und
Gesetz hilft wenig, wenn Regeln und Gesetze nicht durchgesetzt werden können. „Papiertiger“
hätte man einen derart schwachen Staat früher genannt.
Ich will keinen Polizeistaat. Aber ich möchte auch nicht in
einem Land leben, wo die Überprüfung der Steuerehrlichkeit wichtiger ist als
das, wofür die Bürger Steuern zahlen: ihre Sicherheit.
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