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Zur Beerdigung von Philippsburg am Silvesterabend 2019 kamen
ein paar Veteranen, die das Ende der Atomkraft feierten, und ein paar weniger,
die es bedauerten, dass ein voll funktionsfähiger Energielieferant abgeschaltet
werden musste, der überdies den Vorteil hatte, CO2-neutral zu sein. Als Ersatz
gibt es jetzt Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrom aus Polen, jedenfalls,
solange dort genug davon zur Verfügung steht.
Was hilft? Mehr Windkraft braucht das Land, meinen
wenigstens die neuen SPD-Vorsitzenden, und schlagen vor, die Zustimmung der Bürger,
die etwas gegen Schlagschatten und Schallwellen haben, mit Geld zu erkaufen.
Das grenzt schon an Menschenverachtung.
Dabei verhält es sich im Grunde mit der Windkraft so, wie
einst mit der Atomenergie: es wird eine Technologie durch Subventionen
alternativlos gemacht, für die es keine vernünftige Infrastruktur gibt.
Es ist weder das Stromnetz vorhanden, das die erzeugte
Energie unter möglichst geringen Verlusten von A nach B leiten könnte, noch
kann man den erzeugten Strom speichern für Zeiten, in denen weder Windkraft
noch Solarpaneele liefern.
Der Anteil von Windkraft und Fotovoltaik an der
Primärenergie ist beinahe zu vernachlässigen, wie eine Studie im Auftrag der
Bundesregierung ermittelt hat. Wie kann man angesichts dessen nicht nur aus der Atomkraft, sondern auch noch
aus Kohle- und Gasverstromung aussteigen wollen – und zugleich auf
Elektromobilität setzen?
Soll die dafür nötige zusätzliche Energie im Lande selbst
erzeugt werden, müsste man ganz Deutschland mit Windkraftanlagen zubauen, im
Abstand von schätzungsweise 1,5 Kilometern. Sicher gibt es Stadtbewohner, die
Freude an verspargelten Küsten und Mittelgebirgen hätten. Doch die Folgen
solcher Windparkdichte sind ja nicht nur ästhetischer Art.
Es ist, wie gesagt, wie einst bei der Atomkraft: es fehlt an
einer soliden Technikfolgenabschätzung. Die allermeisten Fragen diesbezüglich
sind offen.
Fragen wie: sind die Rotoren Vogel-, Fledermaus- und Insektenkiller?
Tragen die nächtlich blinkenden Lichter zur Lichtverschmutzung bei? Was ist mit
der Versiegelung der Böden? Welche Folgen haben die von den riesigen
Dreiflüglern ausgehenden Schallwellen für die menschliche (und tierische)
Gesundheit, wenn schon ein Abstand von einem Kilometer den
Windkraftbefürwortern als zu hoch gilt? Ist die ländliche Provinz den
Metropolenbewohner nur noch eine allen Zwecken offene, nicht weiter wichtige
Nutzfläche?
Und was passiert, wenn die Dinger wieder abgebaut werden müssen
– entweder, weil ihre Lebenszeit abgelaufen ist oder weil menschlichem
Erfindergeist eine bessere Energiequelle eingefallen ist? Die Rotorflügel
bestehen aus Verbundstoffen und können nicht recycled werden. Man muss sie
verbrennen oder vergraben oder, eine ganz tolle Idee, in ärmere Länder
weiterverkaufen.
Und wie steht es mit den Unmengen von Beton, mit denen man
die Giganten im Boden verankern muss? Einst war die Versiegelung der Böden ein
Thema, heute spricht davon keiner mehr. Dabei untersuchen Wissenschaftler,
welchen Einfluss Windkraftanlagen auf Windströme und Wolkenbildung haben und ob
sie womöglich zu Erwärmung und Trockenheit beitragen. Sollte es nicht
selbstverständlich sein, dass man jeden Eingriff in die Natur auf seine Wirkung
hin untersucht?
Schließlich: dass auf diese Weise „sauberer“ Strom erzeugt würde,
erweist sich als pure Behauptung, rechnet man die Gestehungs- und
Entsorgungskosten mit ein. Co2-frei ist da gar nichts.
Die Anhänger der sogenannten Energiewende argumentieren gern
mit der Vorbildfunktion Deutschlands. Ich fürchte, wir sind eher ein
abschreckendes Beispiel. Der deutsche Alleingang bewirkt weltweit rein gar
nichts – was wir an Co2 einsparen, pusten statt dessen andere Länder in die
Luft. Die bauen im übrigen neue, Co2 vermeidende Kohlekraftwerke oder gleich
jene neue Generation von Atomkraftwerken, aus deren Entwicklung wir uns
verabschiedet haben: Co2-freie, inhärent sichere Reaktoren ohne langlebige
Rückstände. Vielleicht sollte man darüber auch hierzulande wieder nachdenken.
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