Vor etwa einem Monat stand in der FAZ - im Refugium für Absonderliches, im Feuilleton - ein fürwahr absonderlicher Artikel, den zu kommentieren sich eigentlich nicht lohnte, aber irgendwie stößt mir die Sache auch nach einemMonat noch auf.
"Viele Klimaskeptiker", war da zu lesen, "sind ehemalige Klassenkämpfer, die sich ideologisch neu eingekleidet haben. Industriezuschüsse nehmen sie gern."
Darüber wüßte man gern mehr. Das ist doch interessant! Zumal, wenn man selbst dazugerechnet wird und von den Industriezuschüssen nichts weiß, die man kassiert haben soll.
Doch Enttäuschung: Die windelweichen "hard facts" beziehen sich auf ein paar britische Ex-Trotzkisten, die sich angeblich um BASF und Bayer verdient gemacht haben. Die Verbindung zur Achse des Guten und zu solch unterschiedlichen Autoren von Vera Lengsfeld (ehemalige Klassenkämpferin??) über Vince Ebert zu yours truly wird auf eine Art hergeleitet, wie man sie aus den Postillen linksdogmatischer Sekten kennt - falls sich noch jemand an die in dieser Hinsicht ertragreichen siebziger Jahre erinnert. Da gehörte man schon zum Klassenfeind, wenn man einem mal die Hand gegeben hat.
Und der denkbar schlimmste Vorwurf damals lautete natürlich, vom Klassenfeind bezahlt zu werden.
Und so läuft auch in diesem Artikel - von Lorenz Jäger, einem eingetragenen Elchkritiker, um es vornehm auszudrücken - alles darauf hinaus, den namentlich genannten Personen ihre Unabhängigkeit abzusprechen, um ihre Meinung zu entwerten. Bezahlt!
Das ist, um vornehm zu bleiben, schon erstaunlich. Ein festangestellter FAZ-Beamter weiß offenbar nichts von einer Welt, in der es ziemlich kostspielig sein kann, eine Meinung zu haben, die nicht der im linken juste milieu der Kulturindustrie vorherrschenden entspricht. Er kann - wes Brot ich eß, des Lied ich sing - sich scheints nichts anderes vorstellen, als die Stimme seines Herrn zu sein. Wie aber, wenn es Menschen gäbe, die sich ihre freie Meinung leisten, selbst wenn es dafür noch nicht einmal das bescheidene Zeilenhonorar einer anständigen Zeitung gibt?
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Vielen Dank!
AntwortenLöschenWie Sie es bereits erwähnen, wird Jägers "Korruptionstheorie" schon derart ad absurdum geführt, da das Pendant des "Klimaskeptikers" ja ebenso finanziell gefördert wird. Es bestünde demnach also eine schlichte Patt-Situation.
Bedenklicher halte ich dennoch das Vorurteil, dass Wissenschaft einen endgültigen Wahrheitsgehalt hätte, der mehrfach in den Medien herumspukt. Rückblickend auf das Dogma "science is settled" wäre hiernach die Erde noch stets eine Scheibe. Rückblickend sollte man dann auch Galilei, Newton und Einstein als Scharlatane brandmarken.
Die Entwicklung hin zu einer "politisierten" Wissenschaft ist das eigentliche Dilemma, das Jäger und Co fatalerweise auch noch fördern.
sie sprechen in ihrem beitrag von einer welt, in der es für denjenigen teuer werden kann, der nicht eine meinung besitzt, die im vorherrschenden linken milieu vorausgesetzt wird.
AntwortenLöschenmeine frage: wie kommen sie dazu? findet nicht ein konservativer journalist genügend möglichkeiten, seine meinung zu äußern und zu publizieren? in der welt? in der bild? in der faz? im cicero? im fokus? also in den medien, die wohl alles andere als "links" daherkommen.
ich habe schon das jammern des jan fleischhauer nicht verstanden. so schreibt er in seinem buch, er sei aufgewachsen in einem linken familienumfeld. zudem seien alle nachbarn linke gewesen. und erst im erwachsenenalter habe er überhaupt konservative kennengelernt. was nur wundert, ist, dass gerade sein stadtteil, indem er großgeworden ist, seit jeher politisch "schwarz" ist. wie kann das sein? linke nachbarn, die heimlich konservativ wählen? und ist nicht "die mitte" bzw. "das konservative" mainstream? immerhin haben wir eine bürgerliche koalition, die uns konservativ-liberal regiert. kurzum: ich verstehe die aufregung nicht.
hier gibts keine Aufregung und es wird auch nicht gejammert - nur etwas richtiggestellt.
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